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Thema: Flagelaten bei Bartagamen

  1. #1

    Flagelaten bei Bartagamen

    Hallo,

    ich habe seit über einem Jahr Probleme mit Flagelaten bei meinen 3 Bartagamen. Sie haben einen sehr starken Befall der sich zwar nicht negativ auf das Verhalten der Tiere auswirkt, aber durch den starken Durchfall (mitunter nur Wasser) doch auch nicht gesund sein kann. Abgesehen von der Hygiene im Terrarium, wenn 3 Bartagamen alle 2 Tage das Terrarium mit Durchfall vollmachen.

    Die Tiere wurden nun schon mehrere Male behandelt (2 versch. Mittel) aber jedesmal nach einer Besserung (fester Kot) wurde es nach wenigen Tagen wieder schlimmer.

    Habt ihr vielleicht einen Tip, was ich eventuell noch anders machen könnte um die Viecher los zu werden.


    Gruß Jens

  2. #2
    Tierärztin & Mitglied des Expertenteams
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    RE: Flagelaten bei Bartagamen

    Lieber Jens,

    generell muß man leider sagen, dass die Behandlung von Flagellaten bei Reptilien leider immer noch sehr schwierig ist und es leider auch immer noch zig verschiedene Behandlungsempfehlungen dafür gibt(unterschiedliche Dosierungen und Behandlungslängen, die oftmals trotzdem nicht den gewünschten Erfolg bringen). Bis jetzt weiß man auch noch sehr wenig über die Erreger selber, aber es dürfte sich sicherlich um verschiedenste Arten handeln, da die einen mal besser und die anderen mal schlechter auf eine Behandlung ansprechen. Für uns Tierärzte ist dieses Unwissen auch noch sehr unbefriedigend, muß ich zugeben.

    Wichtig bei so einer Behandlung ist aber, dass die Tiere während der Zeit der Behandlung sehr sauber und quasi in einem sterilen Terrarium gehalten werden müssen, da ja die Erreger mit dem Kot ausgeschieden werden und zu einer neuerlichen Infektion führen, wenn ein Tier ein z.B. mit Kot verunreinigtes Futter frißt. D.h. vor der Behandlungszeit sollte mal das ganze Terrarium gut auswaschen und trocknen lassen (da sterben die Flagellaten ab).Besteht das Terrarium aus Glas so ist es gut zu reinigen, Korkwände oder ähnl. sind leider schlecht zu reinigen; während der Behandlung soll keine Einstreu im Terrarium sein, die Tiere sollten auf Küchenrolle oder Klopapier gehalten werden, das Wasser täglich gewechselt werden, weiters würde ich als Versteckmöglichkeiten Pappkartonschachteln anbieten, die bei Verunreinigung mit Kot wieder entsorgt werden können...).

    Zusätzlich sollten die Haltungs- und Fütterungsbedingungen der Tiere genau überprüft werden, da sich Flagellaten sehr gerne in Tieren vermehren, wo nicht alles so 100%ig paßt.

    Wurden außer den Flagellaten eigentlich auch andere Parasiten gefunden?

    Beste Grüße,

    Elvira Grabensteiner

  3. #3
    Hallo Elvira,

    danke für die schnelle Antwort. Als das erste Mal Flagelaten gefunden wurden hatten sie auch Kokzidien. Diese wurden allerdings erfolgreich behandelt. (ist aber auch schon 1 1/2 Jahre her) Seitdem haben sie die Flagelaten und wir kriegen sie nicht weg. Andere Parasiten haben sie seitdem nicht, da ich trotz des Durchfalls sehr auf Hygiene achte.

    Die Haltungs- und Fütterungsbedingungen entsprechen denke ich dem heutigen Kenntnisstand.

    Unsere Tiere leben in einem 160x80x80cm Terrarium. Der Anbau steht schon bereit, da warte ich noch auf die nächste Flagelatenbehandlung (deshalb auch meine Frage). Dann sind es 300x80x80-100cm. Ausgestattet sind die Terrarien neben Sonnenplätzen (Halogenspots ca. 50°C) mit T5 Röhren (2x54W) und HCI 70W Lampen. Es wird 3 mal in der Woche mit der Vitalux bestrahlt ca. 30-45 min. Die Grundtemperatur schwankt je nach Jahreszeit zwischen 25-31°C. Der Bodengrund besteht aus einer Mischung aus Spielsand und Lehmpulver. (ca. 10-15cm Höhe) Die Einrichtung kannst du übrigens auf unserer HP sehen. Der Link ist ja hinterlegt.

    Gefüttert wird an 5-6 Tagen in der Woche. Davon ca. 2-3 mal Lebendfutter (Heuschrecken, Grillen, Schaben, manchmal auch Zophobas und Wachsmottenlarven o.ä.). An den anderen Tagen gibt es Grünfutter. Meistens Romana, Endivien, Rucola, Löwenzahn, Möhre, Zuchini und frische Keimlinge. Dazu getrocknete Kräuter und das ein oder andere Mal auch Paprika o.ä. und Obst (selten). Die Futtertiere werden mit Korvimin bestäubt, ebenso ab und zu auch das Grünfutter. Ansonsten gebe ich meistens noch geriebene Sephiaschale mit auf den Salat. (in Maßen)

    Eigentlich denke ich, dass es kaum von der Haltung kommen kann. Andererseits weiß ich auch nicht, wie die Viecher sonst so lange in einem Wüstenterrarium überleben können. Wie du schon sagtest sterben die ja eigentlich ab im Trockenen.

    Gruß
    Jens

  4. #4
    Tierärztin & Mitglied des Expertenteams
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    Lieber Jens,

    ja, das Terrarium klingt soweit okay. Das einzige was ich ändern würde, wäre eine Verringerung der tierischen Nahrung, denn adulte Bartagamen sollten zu 90 % vegetarisch ernährt werden, d.h. 1 x pro Woche Insekten reichen aus. Was ich immer empfehle ist die Tiere so oft wie möglich auch im Freien zu halten in einer Art Freigehege, da die natürliche Sonnenbestrahlung den Tieren immer noch am besten tut. Auch wenn man noch so gute Lampen im Terrarium hat, können diese leider immer noch nicht die Sonne ersetzen.

    Dann würde ich auf jeden Fall das Einstreu während der Behandlung entfernen, da auch die Flagellaten vermutlich widerstandsfähigere Formen bilden können, die zumindest eine Zeit lange in der Umwelt überleben können. Zuletzt könntest Du auch noch eruieren, welche Mittel und welche Dosierung für die Flagellatenbehandlung verwendet wurden.

    LG, Elvira

  5. #5
    Hallo,

    nachdem sich an dem Zustand unserer Tier nicht viel getan nach der Winterruhe, wollen wir es nun noch einmal versuchen mit der Behandlung. Terrarium muss sowieso gereinigt werden, da wir die Tiere mal wieder gegen einen Kokzidienbefall behandeln müssen. Die Tiere hatten sofort nach dem ersten Kotabsetzen (war fest) schon beim zweiten Mal wieder massiven Durchfall. Ansonsten geht es ihnen super und sie sind topfit.

    Nun haben wir von einem anderen Halter mit dem selben Flagelatenproblem (nichts half) gehört, dass sie es in den Griff bekommen haben. Und zwar hat ihr Arzt nach allen Fehlversuchen gemeint, dass das letzte Mittel bei solch einer Behandlung wohl:

    Spartrix Wirkstoff Carnidazol

    sei. Dieses Mittel wurde als Tablette zermahlt, in Wasser aufgelöst und oral verabreicht als Einmalanwendung. Danach war nach Aussage der Anderen Halter Ruhe. Da ich jedoch keine Informationen zu dem Mittel in Verbindung zu Flagelaten bzw. generell zur Anwendung bei Reptilien gefunden habe, wollte ich fragen ob eine solche Behandlung grundsätzlich erfolgsversprechend ist?

    Vielleicht wirkt das Mittel ja Breitbandig auch gegen Kokzidien? Dann könnte man die Behandlung miteinander verbinden.


    LG
    Jens

  6. #6
    Tierärztin & Mitglied des Expertenteams
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    Hallo Jens!
    Ich hab mir Deine Geschichte aufmerksam durchgelesen u. leider kenne auch ich mehrere ähnliche Geschichten aus der Praxis.
    Die Haltungsbedingunen sind wirklich so, wie ich es auch immer empfehle, ausser dass man die Ultravitalux ruhig tgl. 30 Min. (10 Min. Vorbrennzeit) auf die Echsen scheinen lassen kann.
    Es ist wichtig die Kokzidien zuerst zu behandelt, jeder dieser Einzeller zerstört eine Darmzelle!

    Es gibt dafür ein eigenes Mittel, hilft leider nicht bei Flagellaten!
    Was für Flagellaten sind es denn genau? Frag mal Deinen Tierarzt: Trichomonaden, Trimitus?

    Wenn die Tiere dadurch klinisch nicht beeinträchtigt sind, dann versuch doch mal die Kräuter/Salat bischen anwelken zu lassen bzw. ein paar selbst getrocknete Blätter auch dazwischen zu mischen (achtung es darf nix schimmeln!). Dann wird der Kot oft fester!

    Manchmal herrscht auch eine Dysbakterie im Darm vor, das heisst die falschen bzw. ein Ungleichgewicht an Darmbakterien, die können durch Änderung des Milieus im Darm (pH-Wert etc.) die Vermehrung der Flagellaten fördern (ev. also mal die Keimflora durch Kloakenabstriche prüfen lassen)!
    Was noch geht, Immunsystem stimulieren, es gibt z.B Zylexis beim Tiearzt, das ist ein Immunmodulator, habe bei Reptilien gute Erfahrungen damit (lass Dich von Deinem Tierarzt beraten).
    Carnidazol setze ich gerne bei Trichomonaden im Kropf beim Vogel ein, da wirkt es gut. Sonst hab ich keine Erfahrungen damit.

    Ich hoffe, das hilft ein bischen!

    Viele Grüsse aus Hamburg!j

    Karin Grassl

  7. #7
    Hallo Karin,

    gut zu wissen, dass das Mittel auch dafür ist. Ich habe mal in alte Befunde geschaut und es handelt sich um Hypotrichomonas und Tritrichomonas sp. die nach einer Behandlung meist geringgradig oder nicht mehr nachweisbar waren. Dann jedoch recht schnell wieder hochgradig waren.

    Behandelt wurde meist mit Flagyl oder auch einem anderem Mittel, dessen Namen ich nicht weiß. Mit verschiedenen Therapievarianten.

    Einmal wurde ein Rachenabstrich gemacht, da wurden geringgradig Klebsiella pneumoniae festgestellt. Außerdem wurden bei einer bakteriellen Untersuchung mal hochgradig Stenotrophomonas maltophila, Enterobacter cloacae und Proteus vulgaris festgestellt. Jedoch ist das alles schon etwas her und scheinte nichts mit den Symptomen zu tun zu haben.

    In einer der ersten Untersuchungen wurden hochgradig Microsporidien und Sprosspilze festgestellt. Dies wurde jedoch auf Futtertiere zurückgeführt.

    Ich finde das hört sich alles nicht gut an. Ist aber wie schon erwähnt alles etwas her (ca. 3 Jahre). Allerdings haben unsere Tiere auch schon über Jahre das Flagelatenproblem. Nun weiß ich nicht ob man aus den bisherigen Untersuchungen ein zusammenhängendes Krankheitsbild erkennen kann.

    Wir sind langsam hilflos, da es keine Lichtblicke in der Sache gibt und die Hygiene im Terra unter dem Durchfall sehr leidet. Das führt dann wahrscheinlich wieder dazu, dass es zu Kokzidien, Oxyuren etc. kommt. Ein Teufelskreis! Wir können die Tiere eigentlich nur noch auf Küchenpapier halten, da der Sand ja immer wieder voll mit Kot bzw. den wässrigen Bestandteilen ist. Bei 3 Tieren kommt da einiges zusammen.

    LG

    Jens

    PS: Eine "trockene" Ernährung ist leider erfolglos. Wir haben es schon versucht. Haben den Tieren eine Woche lang nur getrocknete Kräuter (sonst für Nager), wie Brennessel, Rucola etc. gegeben und es hat nichts genützt.

  8. #8
    Tierärztin & Mitglied des Expertenteams
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    Hallo Jens!

    Es ist wichtig die Kokzidien erstmal zu behandeln. Wenn der Kot keine Kokzidien-Oozysten mehr enthält (Kotkontrolle) und die Tiere immer noch Durchfall haben, dann einen Kloakenabstrich für die Bakteriologie/Mykologie (Bakterien/Pilze) machen lassen.
    Immunsystem z.B mit Zylexis beim Tierarzt stimulieren lassen.
    Die Abstriche sind bei Reptilien oft schwer zu beurteilen, weil viele Keime auch bei gesunden Bartagamen vorkommen, man muss sie im Zusammenhang mit den klinischen Symptomen betrachten.

    Flagellaten sind schwer zu behandeln u. wenn keine Symptome auftreten, empfielt es sich auch nicht sie zu behandeln.
    Ich würde wirklich nochmal schauen mehr rohfaserreiches Futter anbieten: Romana/Endiviensalat, Kräuter füttern, wie gesagt sie zum Teil welken u. vereinzelt trocknen lassen. Weniger Gemüse u. gar kein Obst. Und das, wenn die Tiere brav fressen über einige Wochen.
    Wenn die Tiere viel vegetarisches fressen, ist der kot allgemein etwas weicher, als mit Insekten (trotzdem nur einmal in der Woche Insekten sind ausreichend, sonst riskiert man Leberverfettung u. Gicht).


    viele Grüsse

  9. #9
    Hallo Karin,

    wir werden noch einmal versuchen systematisch das Problem anzugehen. Das mit der Ernährung läuft nun schon über Monate bei uns so, wie du es empfiehlst. Leider erfolglos. Der Kot ist wirklich nur Brei. Und ein Haufen Wasser kommt jedesmal mit. Uns ist nun auch aufgefallen, dass die Tiere sehr viel trinken, was sie selbst vor der Winterruhe nie gemacht haben. Das scheint eine Folge des ausgeschiedenen Wassers und der trockenen Ernährung zu sein.

    Wir werden jetzt erstmal die Kokzidien behandeln lassen. Das Terrarium ist schon ausgeräumt und wird heute gereinigt und mit einem Heißluftfön getrocknet/desinfiziert. Dann hole ich morgen die Medikamente. Wir werden alle 3 gegen Kokzidien behandeln und dananch kontrollieren. Wenn diese weg sind und auch keine Würmer im Kot sind, werden wir noch einmal einen Kloakenabstrich untersuchen lassen und ggf. die Flagelaten behandeln.

    Während dessen füttern wir weiterhin Salat (den wir über Nacht trocknen lassen) aus Endivien, Radicio, Rucola und Romana. Dazu mischen wir dann ca. 30 % getrocknete Kräuter und Vitamine/Kalzium. Obst bekommen sie sowieso nicht mehr. Den Arzt werde ich nach Zylexis fragen, dass wir das ggf. paralell auch verabreichen.

    Ich werde hier immer mal die Ergebnisse posten. Wenn alles glatt läuft, sollte die gesamte Behandlung dann in ca. 6-8 Wochen abgeschlossen sein. Wenn dann immer noch alles beim alten ist, wissen wir auch nicht mehr weiter...

    LG Jens

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