Katze an Vogelgrippe verendet - Fragen & Antworten
Katzen stecken sich nur an, wenn sie mit hohen Virus-Dosen in Kontakt kommen. Das Vogelgrippe-Virus H5N1 ist in Europa offenbar erstmals auf ein Säugetier übergesprungen: Bei einer auf der deutschen Insel Rügen gefundenen toten Katze konnte der Erreger nachgewiesen werden.
Der Fundort des Tieres liegt in der Nähe der Wittower Fähre, wo viele H5N1-infizierte Vögel entdeckt worden waren. Dass sich in Gegenden mit einer hohen Virenkonzentration Katzen anstecken könnten, entspreche den weltweiten Erfahrungen, betonte eine deutsche Expertin. Fleischfresser könnten erkranken, wenn sie große Mengen des Erregers aufnehmen. Der Besitzer hatte sein Tier nach dem Auftreten von Husten, Schnupfen und Im-Kreis-Laufen weggesperrt – am nächsten Tag war der Kater tot.
"Dass Katzen mit dem Virus infizierbar sind, wusste man aus Fütterungsversuchen. Wir werden aber ganz sicher keine großflächige Epidemie unter Katzen sehen", sagt Univ.-Prof. Norbert Nowotny, Virologe an der Veterinärmedizinischen Uni Wien. "Die gab es auch in Asien nicht, wo schon seit Jahren die Vogelgrippe grassiert." Er schätzt die Empfänglichkeit der Katzen für das H5N1-Virus genauso gering ein wie die des Menschen.
Wie könnte sich die Katze auf Rügen angesteckt haben? Deutsche Experten gehen davon aus, dass der Kater infizierte Vögel gefressen hat. Tierseuchenexperte Michael Hess von der Wiener Vetmed schließt nicht aus, dass sich das Tier auch über Kot angesteckt haben könnte, weil Katzen selten Aas fressen oder größere Wasservögel jagen.
Gab es bisher schon andere Fälle bei Katzen?
In Zoos in Asien erkrankten Großkatzen wie Tiger, nachdem sie infiziertes Fleisch gefressen hatten. Bei einem Experiment gelang die Infektion einer Katze. Aus der Natur war bisher kein einziger Fall belegt. In zwei Wochen soll in einer Fachzeitschrift ein Beitrag über die erste Infektion in China veröffentlicht werden.
Muss man Katzen einsperren?
"Dafür sehe ich derzeit noch keinen Grund", betont der Tierseuchenexperte Hess. "Es sei denn, die Katze streunt häufig in Gegenden mit vielen Wasservögeln herum."
Ähnlich auch der Marburger Infektionsbiologe Hans-Dieter Klenk in Spiegel online: "Ich würde keine Katze in Gebieten frei herum laufen lassen, in denen Vögel in nennenswerter Zahl an einer H5N1-Infektion verendet sind."
Die europäische Seuchenbehörde in Stockholm wird heute empfehlen, Katzen in den 10-Kilometer-Schutzzonen – wo tote Vögel gefunden wurden – im Haus einzusperren und streunende Katzen nicht ins Haus zu lassen. In Österreich sind bisher 14 Vogelgrippe-Fälle bei Vögeln nachgewiesen, die meisten davon in Graz und Graz-Umgebung.
Können mit Vogelgrippe infizierte Katzen andere Katzen anstecken?
Dafür gibt es laut Experten derzeit keinerlei Belege.
Können sich Menschen an einer infizierten Katze anstecken?
Eine theoretisch nicht auszuschließende Ansteckung des Menschen könnte nur bei sehr innigem Kontakt mit dem Tier erfolgen. "Aber es gibt weltweit keinen einzigen belegten Fall einer Übertragung der Vogelgrippe von einem Säugetier auf den Menschen", sagt Univ.-Prof. Franz Allerberger, Mediziner in der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit.
Ist die jetzige Infektion einer Katze ein Zeichen dafür, dass das Virus gefährlicher geworden ist?
Dass sich nun ein Säugetier angesteckt habe, sei kein Hinweis darauf, dass sich das Virus dem Menschen anpasse und damit für ihn gefährlicher werde, betonen Virologen.
Was tun, wenn meine Katze einen toten Singvogel heranschleppt?
Laut Experten besteht dabei weder für Tier noch für dessen Halter größere Gefahr. "Bei dieser bevorzugten Jagdbeute von Katzen gibt es keinen nachgewiesenen Fall von Vogelgrippe", so Nowotny.
Sind Hunde gefährdet?
Bisher ist kein Fall einer Infektion mit der Vogelgrippe bekannt. Zur Sicherheit sollten aber Hunde an der Leine und in Sichtkontakt bleiben, empfehlen Experten.
Quelle: Artikel vom 01.03.2006 |KURIER-Printausgabe
RE: Katze an Vogelgrippe verendet - Fragen & Antworten
Zum Bericht über den toten Kater auf Rügen möchte ich ergänzen, daß zwar das Virus in seinem Körper nachgewiesen wurde, es aber nicht gesichert ist, daß das Tier daran gestorben ist. Husten, Schnupfen und Gleichgewichtsstörungen (im Kreis laufen?) gibt es auch bei anderen Krankheiten, z.B. bei der FIP. Im allgemeinen ist die Geflügelpest für Katzen nicht lebensbedrohend.
Gefahr droht für Säugetiere erst, wenn es zu einer "Kreuzung" von artspezifischen Influenzaviren, also z,B. dem menschlichen Grippevirus mit dem Vogelgrippevirus kommt. Dann nämlich wird der Erreger von Mensch zu Mensch übertragbar. Das ist bisher zum Glück noch nicht geschehen.
Dr. Fischer