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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Perinealhernie ohne erkennbare Symptome. Operation ja oder nein???



poli68
19.08.2011, 09:53
Bei unserem Zwergpekinesenrüde, unkastriert, 11 jahre, habe ich eine murmelartige Verdickung,rechts neben dem After erspürt. Die TÄ meinte nach kurzem Abtasten, es wäre eine Perinealhernie, die wir schnellstmöglichst, da noch klein, operativ entfernen lassen sollten, plus gleichzeitiger Kastration. Die Frage nach Kotabsatzschwierigkeiten und anderen Symptomen konnten wir nur mit nein beantworten. Als OP-vorbereitung wurde u.a. auch eine chemische Kastrationsspritze verabreicht.
Beim Einholen einer Zweitmeinung und einer rektalen Untersuchung wurde dann von einer etwa pflaumengroßen, rechtsseitigen P-Hernie gesprochen. Da keine Symptome vorhanden, könnten wir allerdings die OP noch etwas hinauszögern. Nun ist guter Rat von Nöten. Durch Recherche wissen wir um mögliche Komplikationen und eine schmerzhafte postoperative Zeit. Schon die Gabe von Schmerzmittel stellt ein fast unlösbares Problem dar.
Gibt es Alternativen wie eine Diät?
Kann eine P-hernie auch geschlossen, also laparoskopisch operiert werden?
Mit der Bitte um Antwort bedanke ich mich im Vorraus.

Dr.Vogel
19.08.2011, 10:06
Wenn es sich tatsächlich um eine Perinealhernie handelt ist die Prognose umso besser, je kleiner sie ist und daher je früher operiert wird, weil noch keine Veränderungen im Darm vorhanden sind und das Loch leichter verschliessbar ist, solange noch ausreichend Gewebe vorhanden ist. Ausserdem gehört der Hund baldigst kastriert.
mfg Dr. Bernd Vogel

poli68
19.08.2011, 10:21
Hallo Herr Dr. Vogel. Leider konnte ich meinen Beitrag nicht zu Ende schreiben. Könnten Sie den nun geänderten Text nochmals lesen und nochmals antworten? Vielen Dank.

Dr.Vogel
19.08.2011, 11:35
Eigentlich ist alles gesagt, bis auf die Ergänzungen daß pflaumengroß für einen Zwergpekinesen gar nicht mehr so klein ist, Symptome wie Kotabsatzbeschwerden und schmerzhafter Kotabsatz nicht unbedingt abgewartet werden sollten und die Prognose bei einer Darmerweiterung (Rektumdivertikel) nicht besser wird.
Operationstechnisch gibt es mehrere Methoden, um einen großzügigen Hautschnitt wird der Chirurg wohl nicht herumkommen...
mfg Dr. Bernd Vogel

poli68
19.08.2011, 14:29
Vielen Dank für die Ergänzung, Herr Dr. Vogel.

Das eigentliche Problem an der Diagnose ist, dass unser Hund keinerlei Symptome aufweist, auf gut deutsch die formschönsten Würste bei augenscheinlich "ganz normalem Kraftaufwand" herausbekommt. Diese Diagnose wurde ohnehin lediglich aufgrund eines durch uns einmal zufällig gespürten "Murmelchens" im Bereich rechts neben dem After gestellt und hiernach durch eine weitere Tierärztin, in einer rektalen "Fingeruntersuchung", lediglich eine Ausbuchtung im Darm erfühlt. Ob diese Darm-Ausbuchtung aber bereits durch die Muskulatur gedrückt wurde (eigentliche Hernie), konnte durch die Ärztin nachvollziehbarer Weise nur mit "...ich meine ja" beantwortet werden.

Die Frage ist nun, ob wir uns getreu dem viel zitierten Motto "Je früher, je besser...!" überhaupt auf die operative Beseitigung der vermeintlichen Hernie einlassen sollen, obwohl es unserem Hund uneingeschränkt gut zu gehen scheint?

Andererseits würden wir unserem Winzling eine weitere Rektaluntersuchung nun erstmal ebenso ersparen, wie eine vielleicht nicht notwendige Operation mit eben dem Operationsrisiko und z. T. recht dramatisch geschilderten postoperativen Problematiken.

Gibt es das überhaupt, dass eine Perinielhernie ohne jegliche Symptomatik behandelt wird? Die zweite Tierärztin konnte sich auf diese Frage hin an KEINEN FALL erinnern.

Kann es letztlich nicht auch möglich sein, dass wir bei unserem "Ertasten der "Kugel" nicht schlicht und ergreifend eine dort (rechtsseitig) verlaufende Darmschlinge spürten, welche sich ansonsten noch innerhalb des intakten Muskelgewebes befindet?

Müßte unser Tierchen bei unseren Versuchen die "Murmel" zu ertasten, bei freigelegter Darmausbuchtung nicht große Schmerzen erleiden, weil der Darm doch eigentlich sehr schmerzempfindlich ist?

Wenn im Umkehrschluss diese Schmerzreaktion nun ausbleibt, dann müßte doch der Darm durch noch ausreichend umschließendes Muskelgewebe geschützt sein?

Auch äußerlich ist an dieser Stelle keine hinweisende Ausbuchtung erkennbar?

Könnte es nun nicht zu guter Letzt gar sein, dass es überhaupt keine Perinealhernie ist, so völlig ohne jegliche Symptome?

Wir zermarten uns nun seit Tagen den Kopf und kommen einfach auf keine Lösung...

Dr.Vogel
20.08.2011, 08:02
Lassen sie den Hund nochmals von einem Spezialisten - Facharzt, erfahrenen Chirurgen oder Tierklinik - untersuchen, dann sind hoffentlich alle Unsicherheiten aus der Welt geschafft...
mfg Dr. Bernd Vogel

poli68
21.08.2011, 11:07
Nochmals vielen Dank den Hinweis auf eine abgesicherte Diagnostik.

Wir haben uns nun nach lagem Hin- und Herüberlegen und durch noch genaueres Beobachten unseres Schützlings beim Löseverhalten, vorerst noch zum Zuwarten bezüglich eines allumfänglichen chirurgischen Eingriffes entschieden.

Ich kann es an dieser Stelle nur nochmals erwähnen, unser Hund ist putzmunter und zeigt derzeit keine besorgniserregenden Anomalien beim Lösen.

Bei dem natürlich aufmerksamen Studium einer Vielzahl von diesbezüglichen Internet- bzw. Forenbeiträgen von Betroffenen, fiel eines immer wieder auf, dass nahezu keine inversive Behandlung ohne das Vorliegen irgend welcher beeinträchtigenden Symptome von den betroffenen Haltern begonnen wurden. Die Operation als solche, mit parallel durchzuführender Kastration und die unter Umständen sehr schmerzhaften und langwierigen postoperativen Probleme für das Tier, sind in der Summe für uns derzeit für unseren Partner einfach nicht zu rechtfertigen.

Zudem könnte ich mir aufgrund der (Gott sei Dank...!) fehlenden Symptome der klassischen Perinealhernie (deutliche Kotabsatzschwierigkeiten, Kotdrang, Schmerzempfinden beim Kotabsetzen...) nun auch vorstellen, dass wir "lediglich" ein ansonsten wohl noch unauffälliges Rektumdivertikel rechtsseitig ertastet haben könnten???

Kritisches oder besser bedachtes Vorgehen, wie wir es uns in puncto medizinischer Behandlung selbst auch auferlegen, wollen wir auch und gerade unserem Kleinen angedeihen lassen. Dies ist nun das hiermit auch aus unserer Sicht erläuterte/begründete Ergebnis unserer Überlegungen, Recherchen und auch nach den Hinweisen aus diesem Forum.

Ich hoffe nun, dass hierdurch eben nicht der Eindruck des Augenverschließens vor diesem ggf. herannahenden Problem erweckt wird, eher ganz im Gegenteil...

Grüße und ggf., wenn wir die Nerven dazu haben, werden wir nachberichten.

Dr.Vogel
21.08.2011, 12:51
Obwohl ich den Eindruck habe, dass sie leider nicht verstehen oder verstehen wollen, worum es bei dieser Krankheit geht, versuche ich dennoch nochmals zwei Dinge klarzustellen. Erstens ist ein Rektumdivertikel nicht "lediglich" ein Rektumdivertikel sondern bereits eine Folgeerscheinung der Perinealhernie, welche die Prognose eher verschlechtert als verbessert und zweitens ist die baldige Kastration in jedem Fall unbedingt anzuraten!
Ausserdem warne ich sie vor nächtelangem Studium diverser Internetforen, wo zum Teil verunsicherte Tierbesitzer ihre Erfahrungen offenlegen und breittreten, das trägt in der Regel eher zur Verwirrung bei als dass man sich ein fundiertes Wissen aneignet und eine endgültige Meinung bilden kann. Viel besser ist eine gründliche Untersuchung des Tieres, am besten durch einen Spezialisten, und wenn dann zwischen Arzt und Patientenbesitzer eine Vertrauensverhältnis aufgebaut ist wird auch gemeinsam die richtige Entscheidung zum Wohl des Hundes getroffen werden können.
Viel Glück dabei, Dr. Bernd Vogel

poli68
21.08.2011, 15:06
Sie haben natürlich völlig recht, wir verstehen die Krankheit und deren Folgen nicht wirklich!

Wir haben uns nun dazu entschieden, unverzüglich einen Beratungstermin/nochmaligen Untersuchungstermin bei der Operateurin der Tierklinik zu vereinbaren und eine Entscheidung über das weitere Vorgehen dann in deren fachkundige Hände zu legen.

Danke nochmals für ihre aufrüttelnden Kommentare.