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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Mittelgradige Herzinsuffizenz



luckydog
14.01.2011, 19:05
Guten Abend!

Meinem Hund (9,5 Jahre) steht demnächst eine OP und somit eine Narkose bevor. Seine Backenzähne sind leider kaputt, einer davon auch eitrig und diese müssen selbstverständlich raus. Wir haben wohl keine Alternative und darum ist mir klar, dass ich die Narkose nicht vermeiden kann.
Er erholt sich gerade von seiner langwierigen Darmerkrankung und ist zum Glück relativ stabil (er darf nur kein Brösel finden, sonst hat er wieder schleimigen Stuhlgang). War heute mit ihm zur Kontrolle bei unserer Tierärztin und da wurde eben festgestellt, dass zumindest 2 Zähne unbedingt entfernt werden müssen.
Im Oktober wurde bei ihm mittels Herzultraschall eine mittelgradige Herzinsuffizienz festgestellt und ich wurde darauf hingewiesen, dass Narkosen mit erhöhtem Risiko verbunden und wenn möglich, zu vermeiden sind. Er bekommt keine Herzmedikamente, da er eigentlich beschwerdefrei ist- die Herzinsuffizienz wurde durch Zufall im Rahmen einer Ultraschalluntersuchung (machte normalen Schall wegen seiner Darmprobleme und dann sicherheitshalber aufgrund seines Alters auch gleich einen Herzschall) entdeckt. Ich muss dazu sagen, dass ich ihn aber auch sehr schone und keine sportlichen Höchstleistungen von ihm fordere und er seit August (da begann die Darmgeschichte) ohnehin nur mehr geschont wird.

Meine Tierärztin ist sich nun auch nicht ganz sicher, wie wir das Narkoserisiko bei ihm so gering wie möglich halten können und hat mir empfohlen, dass ich in eine der großen Tierkliniken fahre, da diese besser ausgestattet sind. Das mache ich natürlich. Nur lässt mir das Thema keine Ruhe und daher hoffe ich, dass ich vielleicht schon vorher ein paar Infos über das Risiko bzw. wie ich es am Besten verringern kann, bekomme.

Meine Tierärztin meinte außerdem, dass man ihm 1. vor der OP eventuell schon ein Antibiotika gibt, damit das Zahnreißen nicht so schmerzhaft ist, da die Entzündung dadurch abheilt und ihm 2. eventuell 3 bis 4 Wochen vor der OP Herztabletten gibt, um das Herz schon vorab zu stärken. Sie war sich aber bei diesen Empfehlungen nicht sicher und meinte, ich solle mich diesbezüglich bei Tierkliniken erkundigen.
Ich wäre wirklich dankbar, wenn sich einer der hier anwesenden Experten dazu äußern könnte und mir einen Ratschlag geben würde.

Liebe Grüsse

Dr.Vogel
14.01.2011, 20:38
Der einzige ehrliche Rat, den wir im Forum geben können ist der, der Empfehlung ihrer Tierärztin zu folgen und sich an einen Herzspezialisten zu wenden, der ja dann schliesslich auch verantworten muss, das Narkoserisiko so gering wie möglich zu halten.
Bezüglich der Antibiotikagabe vor der Operation kann das durchaus die Abheilung verbessern.
mfg Dr. Bernd Vogel

luckydog
14.01.2011, 21:55
Lieber Herr Dr. Vogel!

Vielen Dank für Ihre Antwort! Ein gewisses Risiko kann man natürlich nie ausschließen- aber als Tierbesitzer hofft man, dass alles gut verläuft und ist für jeden Tipp dankbar, der das Risiko eventuell weiter reduzieren könnte. Meine Tierärztin empfiehlt eine reine Inhalationsnarkose und zwar ohne Morphium-Zusatz, da dies zusätzlich atemdeppresiv wirkt. Dann hat mein alternder Vierbeiner zwar stärkere Schmerzen, aber das Risiko wäre wieder ein Stück geringer. Ich hoffe, dass alles ohne Probleme klappt. Nochmals danke für Ihre Antwort!

Liebe Grüsse

bobal
14.01.2011, 23:21
Hallo luckydog,

ich bin ja nur Humanmedizinerin, aber ich würde den Hund auch vor der Zahnextraktion antibiotisch behandeln. Grund hierfür ist, dass bei der Zahnextraktion Bakterien ins Blut gelangen, die prinzipiell das Herz schädigen können, sprich es könnte eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz zur Folge haben. Das sollte man nicht riskieren, insofern würde ich ihm vor der Extraktion und nach der Extraktion ein Antibiotikum spritzen.

Darüber hinaus würde ich den Hund auch in einer Klinik behandeln lassen, weil dort im Notfall sicherlich andere Möglichkeiten gegeben sind. Die Art der Narkose würde ich dem behandelnden Arzt überlassen. Und als Schmerzmedikation braucht es kein Morphium. Wir bekommen auch nur Paracetamol oder Metamizol. Das reicht aus und keines der beiden Medikamente ist atemdepressiv.

LG

bobal

luckydog
15.01.2011, 09:17
Hallo bobal!

Danke für deine Antwort! Das mit dem Morphium klingt logisch- wir Menschen bekommen das ja auch nicht wegen einer Zahn-OP. Kaum gehts bei meinem Senior etwas aufwärts, kommt schon der nächste Dämpfer und ich mach mir Sorgen, dass ihm alles zu viel wird. Das Antibiotika werde ich ihm geben lassen, ich will nicht risikieren, dass sich das Herz dann verschlimmert. Gilt das Antibiogramm, das wir für seine Darmgeschichte machen ließen, nun auch bei seinen Zähnen oder ist das wieder was gänzlich Anderes und ich muss diese Zahnkeime neu testen lassen?

Liebe Grüsse

Dr.Vogel
15.01.2011, 13:46
nein, sie müssen kein Antibiogramm machen lassen. Die Antibiotikaprophylaxe hat nichts mit der Darmerkrankung zu tun, es werden Breitbandantibiotika gegeben.
mfg Dr. Bernd Vogel

bobal
15.01.2011, 15:24
Hallo luckydog,

Herr Dr. Vogel hat meine Antwort vorweg genommen.

Auch wenn deine doggis nun schon sehr viel hinter sich haben, ich habe die Erfahrung gemacht, daß Hunde deutlich mehr aushalten (und das auch noch klaglos), als wir Menschen. Sicherlich ist Zähne ziehen nicht schön, aber das stecken Hunde besser weg, als wir.

Wichtig ist, dass die entzündeten Zähne gezogen werden, denn das macht ihm sicher mehr zu schaffen, da es vermutlich schmerzt.

Ich drücke euch alle Daumen für die bevorstehende Zahnextraktion.

Wie geht es denn deiner Hündin?

LG

bobal

luckydog
15.01.2011, 15:55
Lieber Herr Dr. Vogel, liebe bobal!

Danke für die Aufklärung! Da er ja gegen fast alle Antibiotika resistent ist, hab ich mir das schon wieder kompliziert vorgestellt. Aber so bin ich erleichtert.
Ja, Hunde sind tapfer - was Zahnarztbesuche betrifft bestimmt wesentlich tapferer als ich es bin. Und er wird hoffentlich auch das Zahnziehen gut überstehen- wenn die Narkose gut verläuft, dann sollte alles Andere halb so wild werden. Gegen die Schmerzen gebe ich ihm einstweilen Rimadyl - gestern wurde ja ziemlich an seinem entzündeten Zahn herumgedoktert und da hat man es ihm schon angemerkt, dass ihm die Beißerchen Sorgen machten.
Macht die Überlegung meiner Tierärztin Sinn, dass man ihm 3 bis 4 Wochen vor der OP vorsorglich Herztabletten gibt? Sie war sich da nämlich auch nicht sicher und meinte, man könnte es ja versuchen.

Meiner Hündin gehts zum Glück sehr gut. Sie hatte zwar die gleichen Darmbakterien wie er, hat es aber besser weggesteckt- sie hat das passende Antibiotika (nach Antibiogramm) bekommen und gut vertragen. Was mit den Schimmelpilzen ist, das weiß ich nicht- da müssen wir erst wieder eine Untersuchung machen. Beide bekommen noch immer Diätnahrung (Pute, Reis, Karotten) und schön langsam zeigen sie "Mangelerscheinungen" wie übermäßigen Haarausfall. Nun hab ich für beide Vitaminzusätze von meiner Tierärztin bekommen. Ich hoffe, dass sie das vertragen. Zusätzlich bekommt Baro noch Panzynorm für die Bauchspeicheldrüse und beide bekommen nach wie vor Bioflorin, da es ohne Bioflorin zumindest bei ihm nicht funktioniert. Vielleicht schafft eine gestärkte Darmflora auch den Kampf gegen die Schimmelpilze. Jedenfalls ist meine Kleine zum Glück symptomfrei.

Liebe Grüsse

Dr.Vogel
15.01.2011, 18:34
Herzmedikamente "gibt" man nicht so einfach auf Verdacht, sondern sie sollten nach gründlicher Diagnosestellung verschrieben werden!
Daher nochmals der Rat, wenn sie das Narkoserisiko minimieren wollen den Hund vorher vom Cardiologen checken lassen.
Übrigens, ich schliesse mich durchaus der Meinung von bobal an, dass Hunde wahrscheinlich mehr aushalten, als wir ihnen zutrauen...
mfg Dr. Bernd Vogel

luckydog
15.01.2011, 20:17
Guten Abend!

Die Herzinsuffizienz (mittelgradige Pulmonalisinsuffizienz, Vmax 1-1,2 m/sec) ist ja kein Verdacht, sondern wurde Ende Oktober durch Herzschall festgestellt. Da er aber symptomlos ist (kein Herzhusten, kein Hecheln, keine Wasseransammlungen etc) benötigt er derzeit keine Medikamente. So hat es mich auch etwas verwundert, dass er nun vorsorglich Medikamente bekommen sollte.... darum meine Frage. Ich werde natürlich Ihrem Rat folgen und einen Cardiologen aufsuchen, damit dieser sein Herz genau untersucht.

Vierbeiner sind belastbarer, als wir es oftmals denken und Ihre und bobal´s Einschätzung haben mich mittlerweile auch schon wieder etwas beruhigt- ich zittere ja immer, wenn wir vom Tierarzt mal wieder eine "schlechte" Diagnose bekommen. Darum danke!

Liebe Grüsse

bobal
16.01.2011, 21:43
Hallo luckydog,

ich habe da noch eine Anmerkung. Optimal wäre, wenn der Kardiologe in der Klinik wäre, wo die Zahnextraktion erfolgen soll. Dann könnten sich die TÄ vorab austauschen bzw. sollte es zu einem Narkosezwischenfall kommen, wovon ich nicht ausgehe, wäre der Arzt, der das "Herz deines Rüden" kennt, vor Ort.

LG

bobal

luckydog
16.01.2011, 23:54
Hallo bobal!

Ja, da kann ich dir wieder mal nur zustimmen! Ich hab mich mittlerweile auch für eine Klinik entschieden, da ich auch eine TÄ kenne, die dort arbeitet- es ist eine große Tierklinik und sie verfügt über verschiedene Spezialabteilungen. Ist zwar etwas weiter weg von mir, aber das ist es mir wert. Ich bin dir für deine netten Tipps sehr dankbar!

LG