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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Schicksal



dog_biscuit
22.05.2010, 16:05
Hallo liebe Tierfreunde!

Nun war es auch bei uns soweit, am 20. Mai, überflüssigerweise mein Geburtstag, musste ich meinen geliebten 13,5 jährigen Rüden nach 11,5 Jahren gemeinsamen Weges, unter tragischen Umständen einschläfern lassen.
Er hatte am 14.5. plötzlich das Vestibular-Syndrom bekommen, Gott sei Dank bin ich früh genug zum Tierarzt, er hat Cortison und Karsivan Tabletten bekommen. Die ersten 2 Tage waren sehr schlimm mit Laufen, ich habe von Ruffwear ein Geschirr mit Griff für ihn gekauft, so konnten wir wenigstens ein paar Meter laufen, allein wäre er sofort umgekippt. Das Vestibular-Syndrom heilt aber in 90% der Fälle von selbst wieder, meist bleibt nur das Köpfchen etwas schief. Auch mein Hund war schon wieder auf dem Wege der Besserung und konnte am 18.5. schon wieder allein aufstehn und laufen, zwar schwankend, aber er fiel nicht mehr um. Am 19.5. schwankte er plötzlich wieder stärker, allerdings nahm ich an, dass es von den Karsivan Tabletten kommt, die auch Schwindel auslösen können. Um 23 Uhr abends wollte ich ihm auf seine Decke helfen, sein Bauch war etwas aufgebläht und er hatte Schmerzen wenn man ihn am Bauch anfasste. Trinken und fressen konnte er aber problemlos, es kam nichts retour. Ich habe sehr beunruhigt bei meiner Tierärztin angerufen, sie meinte, solange er nicht erbricht, kann es keine Magenumdrehung sein und da er die letzten Tage nicht unbeobachtet war, konnte es auch nicht sein, dass er irgendeinen "Scheiss" gefressen hatte, also schloss ich Vergiftung und Darmverschluss auch aus. Da er sonst total fröhlich und aufgeweckt war, dachte ich mir nichts schlimmeres. Meine Tierärztin meinte, dass ihn wahrscheinlich die Tabletten etwas aufblähen. Am nächsten Morgen erbrach er dann das Futter vom Vortag. Wir fuhren sofort zu meiner Tierärztin. Mittlerweile war er ganz schlapp, er konnte nicht mehr aufstehen und schrie auf wenn man ihn am Bauch anfasste, wir mussten ihn auf einer Decke ins Auto tragen. In der Tierklinik wurde er sofort geröngt. Ich rechnete noch schlimmstenfalls mit einer Operation und erhielt dann leider das vernichtende Urteil. Auf dem Röntgenbild war zu sehen, dass sich am Magen mittendrin (also nicht am Anfang oder Ende wie bei einer klassischen Magendrehung) einfach ein Stück selbst abgedreht hatte, es hatte sich eine "Gasblase" gebildet. Es ging also noch Futter in den Magen rein, aber nicht mehr raus. Wie so etwas passieren konnte, war allerdings auch meiner Tierärztin nicht klar, da mein Hund sich ja die letzten Tage nicht gewälzt hatte und auch nicht übermäßig rumgesprungen ist (wie auch, er konnte ja kaum gerade stehen), ausserdem achtete ich immer peinlich genau darauf, dass er nach dem Fressen Ruhe hatte. Ich war schockiert, ich meine ich wusste, dass es eine Magendrehung gibt, aber dass sich jetzt schon ein Stück vom Magen einfach so selbst eindrehen kann, grausam. Mir war allerdings auch klar, dass ich ihn nicht operieren lassen kann. Er konnte aufgrund des Vestibular-Syndroms ja nicht alleine laufen, man musste ihn mit dem Geschirr unterstützen, andererseits wenn sie ihn operiert hätten (vorausgesetzt er hätte die Narkose überlebt, seine Nieren waren leider auch schon schlecht und durch das Cortison natürlich auch geschwächt), hätte ich ihm das Geschirr nicht anziehen können, wäre ja genau auf der Narbe gewesen. Da ich es nicht übers Herz brachte ihn gleich vom Fleck weg einschläfern zu lassen, bat ich sie, es noch mit Infusionen zu versuchen (damit die Gase aus dem Magen gehen). Ich liess ihn dort (er kennt das gesamte Team Gott sei Dank gut und war auch schon dort auf Urlaub, also wusste ich, dass er sich wohl fühlt, auch wenn ich nicht da bin), besprach es mit meinen Eltern, wobei es nicht viel zu besprechen gab, wir waren uns einig, wenn wir wieder zum Tierarzt fahren und er steht auf seinen eigenen 4 Beinen, kämpfen wir weiter, wenn sich sein Zustand verschlechtert hat, lassen wir ihn gehn. 3 Stunden später fuhren wir zu meiner Tierärztin. Mein Hund lag einfach nur noch da, er hob nicht mal mehr den Kopf. Sie hatten nochmal ein Röntgenbild gemacht und der Zustand hatte sich verschlechtert. Er hatte mir die schwere Entscheidung abgenommen, seine großen braunen Augen schienen mich förmlich anzuflehen, ihn zu erlösen. Ich kniete heulend neben ihm während ich ihm ein letztes Mal das Köpfchen streichelte, ich werde nie vergessen wie er einfach so unter meinen Händen starb. Von einer Sekunde auf die andere hatte ich ein anderes Leben und seither vergeht kein Tag an dem ich nicht freiwillig sofort dieses Leben gegen mein voriges tauschen würde. Da ich den Gedanken, dass er als einer von vielen in der Tierkörperverwertung landet, nicht ertragen konnte, haben wir beschlossen ihn einäschern zu lassen. Meine Tierärztin hatte Gott sei Dank alle Unterlagen eines Tierbestattungsunternehmens in ihrer Praxis und wir konnten vor Ort eine schöne Urne aussuchen, in ein paar Wochen kann ich die Urne bei meinem Tierarzt abholen. Ja mag pervers klingen, sich den toten Hund ins Regal zu stellen, aber wenn ich die Urne erst mal habe, kann ich mich immer noch dafür entscheiden, ihn im Garten zu beerdigen (in einer Urne darf man das anscheinend), aber dann weiss ich wenigstens wo er ist.

Natürlich belastet es mich jeden Tag, ob er noch leben würde, wenn ich den Ernst der Lage in der Nacht noch erkannt hätte, aber ich beruhige mich immer damit, dass diese eigenartige Art der Magendrehung wirklich nicht voraussehbar war und es einfach eine unglaublich tragische Verkettung von Zufällen gewesen ist oder Schicksal, ja, vielleicht war es Schicksal.

Bushcamper
02.06.2010, 23:07
Es tut mir sehr leid, dass dein Rüde verstorben ist. Mein Beileid!

Deiner Beschreibung nach hört es sich, so wie du sagst, nach einer eigenartigen Art der Magendrehung an, die scheinbar nicht voraussehbar war. Deswegen denke ich, dass dich keine negativen Gedanken begleiten sollen, sondern viel mehr die Erinnerung an einen ganz tollen Freund...

dog_biscuit
02.06.2010, 23:32
Danke für deine tröstenden Worte! Ich habe mich natürlich dauernd gefragt, ob ich es hätte wissen müssen, dass bei Hunden auch eine solche Art der "Magendrehung" passieren kann, ob ich es anhand der Symptome vermuten hätten müssen, dass es sowas in die Richtung sein könnte, etc. Aber ich tröste mich immer damit, dass es wirklich blöd gelaufen ist, wer denkt bei einem Hund der die meiste Zeit liegt und wenn dann nur ein paar Schritte geradeaus in den Garten läuft, der frisst und trinkt und gut durchblutete Schleimhäute hat, daran, dass sich ein Teil des Magens einfach so eingedreht hat.
Ausserdem tröstet es mich, dass er ja ein langes und schönes Leben hatte. 13,5 ist ja eh ein gutes Alter für einen großen Hund.