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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Chronische Gingivitis - Behandlungsoptionen



frida
10.10.2008, 13:22
Hallo,

meine Katze Lilly leidet an einer chronischen Gingivitis. Hauptverursacher der Gingivitis sind (wahrscheinlich) Caliciviren. Vorweg ein paar Infos zu Lilly:

Lilly wurde im Oktober 2007 geb. und kam im März dieses Jahres zu uns. Als Gastgeschenk brachte die arme Kleine auch gleich Giardien und Chlamydien mit sich. Beides ist mittlerweile auskuriert. In weiterer Folge wurde Calici diagnostiziert.

Lilly wurde 2 Mal mit einem Todimpfstoff geimpft, was aber keinerlei Wirkung zeigte. Eine Titerkontrolle ergab bei Parvo und bei Herpes 0, praktisch so als ob Lilly nie geimpft wurde. Allerdings liegt ein sehr hoher Calicititer vor. Eine weitere Impfung erfolgt noch nicht. Lilly ist FELV und FIV negativ (2 x getestet).

Es wurde ein großes Blutbild inkl. der wichtigsten organspezifischen Werten gemacht - alles okay.

Der Allgemeinzustand von Lilly ist mittlerweile super! Was meiner Kleinen allerdings sehr zu schaffen macht sind ständige Zahnfleischentzündungen. Dabei sind offensichtlich Bakterien beteiligt, da wir die Entzündungen mit Suanatem sehr gut in den Griff bekommen. Nur sobald die Wirkung der ABs auslässt, ist das Zahnfleisch wieder knalle rot und Lilly hat Schmerzen beim Essen. Bei Lilly wurde im Rahmen der Kastration eine Zahnsanierung gemacht, sprich Zahnstein und überschüssiges Zahnfleisch entfernt.

Abklärung in Richtung weiterer Zahnerkrankungen (FLORL) und Autoimmunerkrankung erfolgten nicht. Die Zähne selber scheinen in Ordnung zu sein. Röngten erfolgte nicht.

Meine Tierärztin schlägt Inteferon als Behandlungsoption vor. Ich habe allerdings von etlichen Katzenbesitzern gelesen, dass Interferon in vielen Fällen nicht anschlägt und auch meine TÄ meinte, dass es auch Fälle gibt, wo es einfach nicht greift.

Ich stehe nun vor der Entscheidung Interferon ja oder nein, und wenn nein, was stattdessen? Daher bitte ich das Experten-Team um Inputs und Rat um für mein Glückskatzerl eine gute Entscheidung treffen zu können - ich hoffe meine Fragen sind derer nicht zu viele ....

Fragen zu Interferon:
* Wie sind den Ihre Erfahrungen mit Interferon im Zusammenhang mit Caliciviren?

* Wenn Interferon: Welche Behandlungsmethode würden Sie den Vorzug geben - Interferon spritzen, lokal anwenden (auf das Zahnfleisch auftragen) oder einmal in das Zahnfleisch direkt spritzen und dann 4 x normale Injektion?

* Welche Nebenwirkungen hat Interferon? Bzw. sollte Lilly u. Umst. auch an einer Autoimmunerkrankung leiden, ist Interferon dann überhaupt angebracht? Eine Abklärung diesbezüglich wurde noch nicht vorgenommen. Da bei Lilly keine Impfung Wirkung zeigte, nehme ich mal laienhaft an, dass ihr Immunsystem verrückt spielt und schließe eine solche Parallelerkrankung nicht aus.

Alternative - Homöopathie:

* Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Homöopathie gemacht und würde eine homöopathische Behandlung von Lilly den Vorzug geben. Allerdings fürchte, ich dass die Bakterien weitergreifen, sollte Lilly nicht rechtzeitig ABs bekommen und zwar so, dass im Endeffekt - der allerletzte Ausweg eine Zahnextratkion auch nichts mehr nützt, falls wir mit der Homöopathie Schiffbruch erleiden. Ist meine Berfürchtung begründet? Oder bin ich wirklich schon zu panisch? Es ist so, sobald ich die Entzündung merke und nicht gleich mit Suanetem behandle, fängt mir Lilly zu husten an, was mir schon Angst macht.

Alternative - Famvir?

* Gibt es Erfahrungen in Zusammenhang mit Caliciviren und einer weiteren etwaigen Behandlungsoption - nämlich FAMVIR? FAMVIR wird ja meines Wissens vorzugsweise bei Herpes eingesetzt. Herpes können wir bei Lilly mit relativ hoher Wahrscheinlichkeit ausschließen.

Suanatem und Nebenwirkungen

* Wie oft sollte eine Behandlung mit Suanatem maximal angewendet werden um Nebenwirkungen bzw. eine Resistenz auszuschließen?

Ich freue mich auf Ihre Nachricht und bin für jeden Hinweis und jeden Erfahrungsbericht sehr dankbar.

LG
Rosa & ihre 28-Pfoten-Gang

Dr. Fischer
14.10.2008, 20:11
Liebe Frida!

Ihre Katze leidet (höchst-) wahrscheinlich unter einer Veränderung, welche in den Krankheitskomplex des "Eosinophilen Granuloms" hineinfällt. Zahlreiche Viren und auch andere prädisponierende Faktoren verursachen diese Entzündung. Das Nichtansprechen auf die Impfung ihrer Katze zeigt eine Immunschwäche auf. Ausgezeichnete Wirkung hatte bis vor etwa einem Jahr ein Wirkstoff aus der Gruppe der Zytostatika, welcher derzeit aber nicht erhältlich ist. Cortisone können in vielen Fällen Erleichterung bringen und Katzen vertragen sie auch über lange Zeit sehr gut, regelmäßige Blutkontrolle vorausgesetzt. Interferon kann eventuell eine Verbesserung bringen.

Ich bevorzuge die Injektion in das veränderte Gewebe hinein, ersatzweise kann Interferon auch an anderen Stellen injiziert werden. Eine radikale, aber vielfach sehr wirkungsvolle Methode ist die Entfernung aller Zähne. Dies sollte zwar nicht die erste Wahl sein, kann aber mitunter die einzige Möglichkeit darstellen, dem Tier ständige Schmerzen zu ersparen. Wenn Sie mit der Homöopathie gute Erfahrungen haben, warum suchen Sie nicht einen darauf spezialisierten Kollegen auf? Einen Versuch ist das allemal wert.

Suanatem können Sie übrigens grundsätzlich (richtige Dosierung und Behandlungsdauer vorausgesetzt) problemlos immer wieder anwenden. Wenn das Problem nach dem Absetzen des Medikamentes wiederauftritt, könnte auch ein darauf abgestimmtes Therapieschema erstellt werden. Ausserdem ist eine Behandlung mit anderen Wirkstoffen (zB Clindamycin) ebenso möglich und erfolgversprechend.
FAMVIR, Wirkstoff Aciclovir, ist herpesspezifisch, eine Wirkung ist in diesem Fall eher nicht zu erwarten.

Viel Erfolg, Dr. Josef Fischer

frida
15.10.2008, 09:44
Lieber Herr Dr. Fischer,

vielen herzlichen Dank für Ihre aufschlussreiche Antwort. Dies macht mir wieder mehr Hoffnung für meine Lilly die richtige Behandlung zu finden. Ich werde mich auch nochmals mit Dr. Steingassner in Verbindung setzen - zwecks Homöopathie.

Sie sprechen Eosinophiles Granulom an. Eine relativ sichere Diagnose - ob nun ein Eosinophiles Granulom vorliegt kann man nur mit einer Biopsie des betroffenes Gewebe stellen. Liege ich hier richtig?

Vielen Dank nochmals für Ihre für mich sehr wertvollen Infos.

Wünsche Ihnen einen schönen Tag
Rosa

Dr. Fischer
16.10.2008, 17:56
Liebe frida!

Grundsätzlich ist es immer sinnvoll, Diagnosen aufgrund eingehender Untersuchungen zu stellen. Bei hochgradig geröteter Gingiva wage ich die Diagnose auch nach Ihrer Beschreibung zu vermuten. Eine Bestätigung durch den Tierarzt welcher die Veränderung auch gesehen hat, lege ich Ihnen aber auf alle Fälle nahe.

Lg Dr. Fischer

frida
20.10.2008, 09:27
Lieber Herr Dr. Fischer,

Lilly ist laufender Betreuung meiner Tierärztin, die mir anfangs erwähnte Behandlungsoptionen eröffnete. Ich werde mit ihr Ihren Gedankengang besprechen.

Vielen herzlichen Dank für Ihre Infos.

LG
Rosa