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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Katzengeriatrie?



ulli05
03.07.2008, 15:03
Liebe ExpertInnen,

ich habe eine allgemeine Frage bezüglich "Gesundenuntersuchungen" bei alten Katzen.
Vorausschicken muss ich, dass unser "angestammter" Tierarzt leider mit Ende letzten Jahres seine Praxis geschlossen hat und wir nun einen neuen suchen müssen. Der "alte" Tierarzt hat davon allerdings nie viel gehalten, sodass unsere Katzendame, die mittlerweile ca. 14 Jahre alt (geschätzt, da seinerzeit Findelkatze) ist, noch nie einschlägig geriatrisch begutachtet wurde.

Beschwerden dürfte sie - soweit es der Laie beurteilen kann - trotz ihres Alters keine haben. Sie schläft zwar mehr als früher und ist beim Springen vorsichtiger geworden, sonst hat sie sich nicht geändert - weder im Freß- und Trinkverhalten noch im Ausscheidungsverhalten etc. Leider ist sie nach wie vor eine widerspenstige Patientin und immer noch relativ lebhaft. Zähne dürfte sie auch noch alle haben - ins Maul schauen läßt sie sich freiwillig nicht, nur beim Gähnen.

Nun ist meine Frage - so ganz allgemein: Welche Untersuchungen halten Sie aus Ihrer Erfahrung heraus für notwendig? Was ist nur "nice to have"? Unser alter TA war halt der Meinung, dass die Veterinärmedizin gegen Altersbeschwerden nicht viel ausrichten kann - auf den Punkt gebracht. Außerdem ist sie nach wie vor eine widerspenstige Patientin. Ich frage mich, wo die Quälerei beginnt und was die Lebensqualität der Katze erhalten kann. Natürlich ist mir bewusst, dass sie nicht ewig leben wird.

Im Zusammenhang damit - welche Impfungen halten Sie für notwendig (es handelt sich um eine reine Wohnungskatze, kastriert)? Ich habe schon die Meinung eines TA gehört, dass man ab 6 Jahren nicht mehr impfen braucht / soll? Neigen alte Katzen vermehrt zu Impfsarkomen oder sonstigen unerwünschten Impfreaktionen?

Vielen Dank im voraus!

Prof.Strasser
03.07.2008, 15:33
Sg. Fr. „Ulli 05“
Ziel von regelmäßigen Kontrolluntersuchungen („Gesundenuntersuchungen“) ist auch bei der Katze, Krankheiten frühzeitig aufzudecken, um sie im Frühstadium behandeln zu können, sowie Schmerzen & Unwohlsein bei Ihrem Liebling so weit wie möglich zu beseitigen, damit Ihr Liebling ein langes & zufriedenes Seniorenalter an Ihrer Seite genießen kann! Also wenn Sie regelmäßig bei Ihrem Tierarzt zu Kontrolluntersuchungen waren, wird dieser wohl allfällige Veränderungen frühzeitig entdeckt haben.

Empfehlen ("nice to have"?) kann man neben der laufenden Kontrolle durch den Tierbesitzer (und unmittelbaren Tierarztbesuch bei auffälligen Veränderungen) zusätzlich für eine frühzeitige Entdeckung von latenten Krankheiten neben der ohnehin „notwendigen“ klinischen Untersuchung ein Blutbild und eine Blutanalyse speziell bezüglich Leber, Niere und Blutglucose sowie eine Harnuntersuchung und Serologie bez. FeLV & FIV (da hier sehr oft mit dem Alter Probleme auftreten).

Die von Ihnen genannten Alterserscheinungen klingen nach ganz normalen physiologischen Einschränkungen mit dem Altern („Altersbeschwerden“) und nicht nach Krankheiten (die geriatrisch behandelt werden müßten). Bei einer „widerspenstige Patientin“ ist ohnehin Schaden/Nutzen bez. Stress und diagnostischer Relevanz abzuwiegen.

Im allgemeinen sind Impfungen (Katze: FLV, RC; T, P) bis ins hohe Atler zu empfehlen (also nicht „dass man ab 6 Jahren nicht mehr impfen braucht“), wobei allerdings bei einer reinen Wohnungskatze dies nur sehr eingeschränkt notwendig ist. Weiters wurde in Einzelfällen berichtet, daß bei älteren Tieren aufgrund ihrer doch schon reduzierten Immunaktivität mit Erstimpfungen (noch nie geimpfte Tiere!) Probleme gegeben haben soll. Also würde ich empfehlen, wenn ihr Tier noch nie geimpft wurde, nicht im Alter neu anzufangen, aber wenn das Tier immer geimpft war, bis ins hohe Alter fortzufahren.
In der Hoffnung Ihnen damit etwas weiterhelfen zu können

mit freundlichen Grüßen
Alois Strasser

Dr.Vogel
03.07.2008, 15:47
Ich möchte versuchen, Ihre ausführliche Frage kurz zu beantworten.
Bei älteren Katzen kann eine regelmäßige Kontrolle der Blutwerte - bei Symptomfreiheit 1x im Jahr - der Früherkennung von Organbeschwerden ( z.B. Niere oder Leber ) dienen, denen dann rechtzeitig mittels Medikamente oder Diätfutter gegengesteuert werden kann.
Ebenso ist eine regelmäßige Kontrolle des Herz- Kreislaufsystems und der Zähne ratsam.

Der leider weit verbreiteten Ansicht, dass man ältere Katzen nicht mehr impfen muß, sei entgegengehalten, dass das Immunsystem eines älteren Tieres zumeist schwächer wird und daher auch auf regelmäßige Impfungen Wert gelegt werden sollte. Die Gefahr eines - umstritten so bezeichneten - Impfsarkoms steigt nicht mit dem Alter.
Mfg Dr. Bernd Vogel