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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Fand hier Ärztepfusch statt ?



Chyna
17.04.2008, 19:32
Hallo an Alle,

ich bin durch Zufall über Google auf dieses Forum hier gestoßen und vielleicht erhalte ich hier ja Antworten auf meine Fragen.

Am 07.03.08 stellte sich heraus, dass meinem Kater (ca. 13 Jahre alt) ein Zahn abgebrochen war, dass der Oberkiefer auch sehr stark entzündet gewesen sei und es mussten noch 2 weitere Zähne gezogen werden.

Wir sahen nicht was die Tierärztin dort genau tat, da sie mit dem Rücken zu uns saß und uns so den Blick auf den Kater nahm. Doch das Geräusch, dass wir hörten, erinnerte sehr stark an einen Nagelknipser. Es machte immer wieder "knack" "knack" "knack".

Nach ca. einer halben Stunde war sie fertig - inkl. Krallen schneiden und Ohren putzen. Da er ja nun schon einmal in Vollnarkose auf dem Tisch lag, sollte sie sich auch gleich sein Schnupfenproblem ansehen.

Man muß dazu sagen das der Kater, seit ich ihn zu mir genommen habe, immer wieder mal Schnupfen hat und das Auge tränt. Er sondert aber kein Sekret ab, so wie andere stark verschnupfte Katzen.

Die Medis halfen immer nur kurz gegen den Schnupfen doch bereits ein oder zwei Wochen später hatte er es schon wieder. Deshalb wollte ich, dass sie sich das gleich mal mit ansah.

Die Ärztin sagte jedoch nur, dass das wohl vom Kiefer käme – durch die Entzündung. Mein Einwand, dass er ja dann schon seit 9 Jahren einen so entzündeten Kiefer haben müsste, wurde ignoriert. Doch so recht glaubte ich nicht an ihre Theorie ...

Ich fragte noch nach Antibiotika wegen des entzündeten Kiefers doch sie meinte, sie habe ihm etwas gespritzt. Gesehen hat das von uns niemand ...

Exakt auf den Tag genau einen Monat später - also am 07.04.08 - bin ich dann wieder zum TA - doch dieses Mal zu einem Anderen. Mein Kater war total in sich gekehrt, lag nur noch zusammen gekauert in den Ecken und wirkte recht steif. Er war immer in sehr angespannter Haltung und der Schwanz ging nervös hin und her. Anfassen war verboten - es sei denn ER kam an. Aber gefressen hat er. Wenn auch die Schälchen nicht ganz leer, aber er fraß ….

Der neue TA fertigte ein Röntgenbild an und untersuchte ihn Laryngoskopisch (oder wie immer sich das Verfahren nennt um in den Rachen/Hals zu schauen). Dabei kam folgendes heraus:

Der Schnupfen, den er immer wieder mal hat, der kommt durch einen Polypen, den er hinter dem Auge hat. Diesen muss er wohl schon seit Kindheit haben und daher wird er immer wieder mal Schnupfen und ein tränendes Auge bekommen. Es sei unangenehm für das Tier - würde ihm aber keine Schmerzen bereiten. Von einer OP riet man mir ab.

Die Untersuchung des Rachens ergab, dass dieser total entzündet sei und der Unterkiefer gleich mit.

UND ... Das Kuriose ist, dass die Zahnwurzeln der gezogenen Zähne noch im Oberkiefer sind. Aufgrund seiner Entzündung im Unterkiefer und Rachen wurden diese erst einmal nicht entfernt.

Morgen muss ich leider doch wieder hin, da es ihm heute schon wieder schlechter geht !.

Nun zu meinen Fragen:

1. Wie kann es sein das mir der TA sagt, dass man für einen Zahn normalerweise eine halbe Stunde einplant, da diese ausgehebelt werden - die Tierärztin aber alle 3 Zähne innerhalb einer Stunde "gezogen" hat ?

2. Wie kann es sein, dass die Wurzeln alle noch vorhanden sind ?! Es müsste doch wohl auffallen, beim Zähne ziehen, dass da etwas fehlt !

3. Wenn der Rachen und der Unterkiefer so stark entzündet sind, hätte ihr das einen Monat vorher nicht auch auffallen müssen ? Wenn sie ersehen konnte das der Oberkiefer total entzündet war, warum ist ihr dann der Rachen und der Unterkiefer nicht aufgefallen ?

4. Vom TA bekam ich eine richtige Rechnung mit Briefkopf, meiner Anschrift, einer detaillierten Aufstellung dessen, was das Tier bekommen hat und einer Diagnose. Und was das eben alles Punkt für Punkt gekostet hat. Bei der vorherigen Tierärztin bekam ich lediglich einen Zettel wo handschriftlich mein Nachname vermerkt wurde und sie "Zahnstein" mit 46€ berechnete (insgesamt betrug die Rechnung 62€). Vom Zähne „ziehen“, krallen schneiden, Ohren putzen, Narkose etc. pp. keine Spur. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie sie das mit dem Finanzamt abrechnen will …

5. Der TA wies mich vor der Behandlung darauf hin, dass eine Vollnarkose lebensgefährlich sein kann – das es sogar vorkommen könnte, dass das Tier stirbt. Das so etwas IMMER mit Risiken verbunden sei. Mir tat sich eine völlig neue Welt auf denn die Tierärztin hatte mich nicht drauf hingewiesen. Genauso wenig fragte sie, ob er gefressen hatte oder nüchtern sei und … ich musste dort auch nichts unterschreiben …

Also alles in Allem – wenn ich beide Ärzte mal so vergleiche – dann finde ich schon, dass die Tierärztin sehr geschlampt hat. Wie kann sie denn Zähne ziehen berechnen, wenn die Wurzeln alle noch vorhanden sind ?

Ich kann jetzt nur jeden Tag hoffen, dass sich das alles nicht wieder entzündet, denn dann müssen die Wurzeln alle entfernt werden. Was dann wieder mit horensen Kosten und vor allem mit psychischen Stress verbunden ist und mit Schmerzen für meinen "Dicken" ...

Hat die Tierärztin nun gepfuscht oder nicht ? Ich meine nicht nur pfusch an den Zähnen sondern allgemein. Es fand kein Gespräch statt, man wurde auf keine Risiken hingewiesen, bekam nicht einmal eine richtige Rechnung – nichts. Das macht – auf mich als Laie - schon eher einen sehr unseriösen und deletantischen Endruck.

Ich mag vielleicht engstirnig sein aber ich vertraute ihr mein Tier an weil ich davon ausging, dass sie weiß was sie tut.

Vielen Dank im Voraus für die eventuellen Ratschläge

Gruß Carola

Dr. Kaun
17.04.2008, 21:14
Es gibt in jeder Disziplin einen sog. "State of art", das heißt Vorgehensweisen, die einer guten Praxis entsprechen. Der Tierarzt, den Sie als zweiten konsultierten, hat offensichtlich vorbildlich diesen Regeln entsprochen.
Alles, was davon abweicht, entspricht nicht den "Regeln der Kunst".

Zähne können beim Ziehen abbrechen, das muss aber dem Besitzer unter Nennung möglicher Komplikationen mitgeteilt werden.

Ich würde an Ihrer Stelle die Tierärztin mit den Befunden des Zweittierarztes konfrontieren.
Von allfälligen Klagen rate ich ab, aber eine Mitteilung an die Tierärztekammer kann hilfreich sein, Tierärzten, die nicht nach den "Regeln guter tierärztlicher Praxis" arbeiten, langsam den Boden zu entziehen > dies geht nur mithilfe der Patientenbesitzer!
Dr.Reinhard Kaun
www.pferd.co.at

Chyna
18.04.2008, 07:46
Hallo Herr Dr. Kaun,

vielen Dank für Ihre schnelle Antwort und für das, was Sie geschrieben haben.

Natürlich ist für mich der Vorfall mit der Tierärztin auch noch nicht erledigt. Ich habe eine detaillierte Rechnung angefordert um erst einmal zu sehen, WAS sie eigentlich so berechnet und wie viel sie für die einzelnen Posten geltend macht. Sobald ich diese Rechnung in Händen halte, werde ich sie mit der Rechnung des neuen TAs und der Diagnose konfrontieren.

Ich hatte mir auch schon überlegt sie der Ärztekammer zu melden, was ich dann auch machen werde - 100%ig. Ich bin gerne bereit Geld für meine kleine Fellkugel auszugeben - erwarte dafür im Gegenzug aber auch ein angemessene Behandlung. Man kann ja als Besitzer auch nicht mehr tun als sein Tier einem fremden Menschen anzuvertrauen und darauf zu hoffen, daß dieser nicht nur auf das Geld aus ist.

Ich werde Ihren Rat also gerne befolgen und freue mich zu hören, daß ich jetzt anscheinend einen sehr guten Arzt gefunden habe. Das beruhigt mich doch sehr :o) Ich hatte auch das Gefühl bei ihm gut aufgehoben zu sein und so viel hat noch nie ein TA mit mir gesprochen und erklärt ...

Haben Sie noch einmal vielen Dank für alles !

Lieben Gruß,
Carola




P.S.:
Komme gerade vom Tierarzt - oben ist jetzt doch eine Entzündung aufgetreten. Er bekam 2 Spritzen und wenn es nicht besser wird, dann müssen die Wurzeln raus. Ich hoffe ja sehr, daß ich dem Katerle diese Tortur ersparen kann aber wenn es sein muß, dann muß es leider sein.

Jedenfalls steht nun fest, daß ich die Ärztin auf jeden Fall melden werde. Das alles hätte nicht sein müssen ... !

Dr. Kaun
18.04.2008, 21:10
Lassen Sie sich in Hinkunft vom "Bauch und Gefühl" leiten bei der Auswahl Ihres TA und vergessen Sie NIE:
Sie sind zahlende Kundin und haben Recht über ALLES Aufklärung zu erfahren.
Dr.Kaun
www.pferd.co.at

Chyna
18.04.2008, 23:51
Vielen Dank, werde mir das zu Herzen nehmen !

Darf ich Sie vielleicht noch einmal um Rat bitten ? Leider habe ich im privaten Umfeld niemanden den ich fragen könnte :(

Ich bekam heute die besagte Rechnung der Tierärztin, die ich nicht so ganz verstehe ...

http://www.web350.serverdrome.eu/rechnung.jpg

Extraktion bedeutet doch "gezogen", oder ? Nur um ganz sicher zu gehen ...

Zahnsteinentfernung ... ? Ich bin jetzt grad etwas irritiert denn eigentlich dachten wir, daß sie die Wurzel entfernt und die 2 Zähne gezogen hätte.

Macht es denn Sinn Zahnstein zu entfernen, wenn der Kiefer so entzündet war ?

Ist Zahnsteinentfernung doch so teuer ? Mir blieb ja doch ein wenig die Luft weg, wenn ich ehrlich bin.

Ultraschall ... Was macht das denn für ein Geräusch ? Ist das so ein Pfeifen ? Ein Geräusch haben wir gehört aber wie gesagt - wir gingen davon aus, daß sie da die Wurzel entfernen und die anderen Zähne ziehen würde ... Bin ja da nicht hin weil ich Zahnstein entfernt haben wollte ....


Ich bin mit dem alle irgendwie nicht wirklich einverstanden und fühle mich grad auch ein wenigt überfordert und hilflos ... Man weiß gar nicht was man machen kann, machen sollte, machen muß um so etwas wie ansatzweise GERECHTIGKEIT zu erfahren.

Wenn jetzt wirklich der Fall eintritt das die 3 Wurzeln entfernt werden müssen (wovon ich schon zu 99% ausgehe) dann dürfte das nicht gerade angenehm für den Kater werden und finanziell ist das sicherlich auch alles nicht ganz so günstig. Ich habe zwar mal in der GOT nachgeschaut bin aber nicht sicher ob ich die richtigen Posten heraus gesucht habe. Können Sie mir so ungefähr sagen, was da auf mich zu käme ? Nur so eine grobe Richtung damit ich schon mal anfangen kann genügend zurück zu legen ! Es soll ja nachher nicht am fehlenden Geld scheitern !

Am liebsten wäre es mir ja wenn es die Möglichkeit gäbe zu erreichen, daß die Tierärztin für die Kosten aufkommen muß - die Behandlung aber der neue TA durchführt. Immerhin wäre es doch - wenn der schlimmste Fall eintreten sollte - dann IHR Verschulden, oder nicht ?


Es wäre wirklich sehr sehr nett, wenn Sie mir vielleicht noch einmal weiter helfen könnten.

Ich sage schon einmal VIELEN DANK & wünsche Ihnen ein schönes Wochenende !

Gruß Carola

Dr. Kaun
19.04.2008, 18:38
Gerade wenn der Kiefer entzündet ist und möglicher Zahnstein die Ursache dafür ist, muß eine Entfernung desselben erfolgen.
Die Prozedur, die in Honorarnote beschrieben ist, sollte etwa 30 - 40 Minuten gedauert haben.
Es wurden 2 Zähne gezogen d.h. mit der Wurzel entfernt! Das bedeutet für Sie, dass der "Werkvertrag" = 2 - 3 Zähne ziehen > nicht erfüllt wurde, was für die Tierärztin bedeutet > Schadenersatz oder > Nachbesserung > auf jeden Fall ist sie in der Pflicht.
Der Preis für die verrechneten Leistungen liegt innerhalb der Norm. Die Ultraschallgeräte, die ein Geräusch wie ein hochfrequenter Zahnarztbohrer verursachen, sind sehr teuer > eine Narkos ist ferner vonnöten.
Deshalb noch einmal mein Rat: suchen Sie das Gespräch mit der Tierärztin, sie soll sich mit dem nunmehr von Ihnen konsultierten Tierarzt ins Einvernehmen setzen und für eine allfällig nötige Extraktion der (abgebrochenen) Zähne einen fairen Preis aushandeln, den Sie und die Tierärztin zu je 50 % tragen.

Dr. Reinhard Kaun
Gerichtssachverständiger
VET & HIPPO Consulting
www.pferd.co.at

Chyna
24.04.2008, 19:58
Vielen Dank für die Infos und überhaupt für Ihre Hilfe, Tipps und Stellungnahmen. Ich werde dann mal versuchen mit der alten Tierärztin eine Einigung zu erzielen. Auf jeden Fall werde ich sie aber melden und auf die neue Diagnose ansprechen. Wobei ich dies wohl eher schriftlich machen werde, um etwas in der Hand zu haben und mich nicht zu vergessen und nachher vielleicht noch beleidigend zu werden. Damit wäre ja auch niemandem geholfen.

Haben Sie nochmals vielen lieben Dank !

Lieben Gruß

Chyna
06.06.2008, 20:50
Hallo Herr Dr. Kaun,

ich bin es schon wieder ... Bisher kam ich leider noch nicht dazu, in dieser Sache etwas zu unternehmen. Dem Kater ging es immer schlechter und schlechter und am Montag - 02.06.08 - mußte ich ihn dann leider einschläfern lassen.

Meine Frage ist nun, was ich nun noch tun kann. Den Schaden wieder ausbessern kann sie ja nicht mehr ... Ich möchte aber dennoch das sie weiß, daß sie Mist gebaut hat. Der Ärztekammer werde ich das auch noch melden aber bisher fehlte mir die Zeit dazu. Wir waren ja wöchentlich beim TA und ständig die Angst im Nacken und die Sorgen die man sich gemacht hat. Ich war nur noch auf den "Dicken" fixiert und konnte mich deshalb noch nicht um diese Angelegenheit kümmern.....

Er litt wohl schon seit Jahren unter einer chronischen Niereninsuffizienz. Der Wert lag am Montag bei 4,8 und laut TA war dieser wohl schon sehr hoch ... Eine Chance auf Heilung sah der Arzt nicht und ihn für ein paar Wochen auf Diät und Medis zu setzen, daß wollte ich dem Tier nach 3 Monaten Tierarztbesuchen ersparen. Ich hoffe das war richtig so ...

Nun sortiere ich mich langsam wieder und versuche Fuss zu fassen und lang aufgeschobenes zu erledigen. Wie eben auch diesen Fall.

Nun ist der Kater leider nicht mehr unter uns - was kann ich noch tun ? Sieht es nicht lächerlich aus, wenn ich die Ärztin erst jetzt konfrontiere ? Allerdings hätte ich mir 3 Monate lang nicht solche Sorgen machen müssen wenn sie ihren Job richtig getan hätte ! Dann hätte man meinem "Dicken" nämlich all das ersparen können, was er die letzte Zeit mitgemacht hat :-(

Meinen Sie ich soll sie trotzdem noch damit konfrontieren und sie anschreiben ? Ich bin gerade etwas verwirrt - bitte entschuldigen Sie ...

Vielen Dank im Voraus.

Mit freundlichen Grüßen,
Carola