Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Amputation Vorderbein
habeebee
25.03.2008, 22:05
Guten Tag,
ich bin Katzenpflegestelle für einen Tierschutzverein und habe vor fast 2 Wochen einen kleinen Kater bekommen, dem ein Tag zuvor ein Teil des rechten Vorderbeins amputiert wurde.
Der Kleine hatte wohl einen genetischen Defekt, da er nur 3 Krallen hatte und keine Nerven bis in die Pfote reichten. Da er auf dem Gelenk lief und das bereits stark entzündet war, entschied der behandelnde TA sich für eine Amputation.
Nun hat der Kleine noch ca. 5 cm unterhalb des Vorderfusswurzelgelenks stehen. Die Wunde ist gut abgeheilt, die OP ist morgen 2 Wochen her.
Da der Kater wild eingefangen wurde (3 Tage vor der OP) und jetzt erst ca. 5 Monate ist, ist er natürlich sehr ängstlich und ich habe ihn kaum laufen sehen.
Nun habe ich aber festgestellt, dass er auf dem restl. Stumpf des "Unterarms" läuft, indem er sich beim Laufen runterbeugt.
Gestern lief er dann auf mal nur auf dem einen, gesunden Bein und benutzt den Stumpf nicht.
In einem Forum für behinderte Katzen wurde ich darauf hingewiesen, dass eine komplette Amputation bis zur Schulter besser sei, da Katzen vorhandene Stümpfe ansonsten zum Laufen weiter nutzen würden, dies aber im Falle des kleinen Potter die Wirbelsäule enorm schädigen würde.
Nun möchte ich gerne wissen, ob eine zweite Amputation bis zur Schulter sinnvoll sei oder ob man erst noch weiter abwarten sollte?
Vielen Dank im voraus
Habeebee
habeebee
27.03.2008, 18:01
Kann mir hier niemand weiter helfen?
Dr.Vogel
27.03.2008, 18:33
Ich fürchte, daß der Kater durch die Belastung des Stumpfes immer wieder Wunden in diesem Bereich bekommen wird, die dann nicht abheilen können und daher wäre eine Totalamputation in diesem Fall sicherlich in Erwägung zu ziehen. Von Seiten der Wirbelsäule sehe ich da weniger Probleme, ein Zuwarten, wie er mit seinem Stumpf umgeht, halte ich allerdings durchaus für vertretbar.
Mfg Dr. Bernd Vogel
habeebee
27.03.2008, 19:05
Hallo,
vielen Dank für die Antwort.
Wichtig war mir insbesondere die Wirbelsäule.
Denn wenn der Stumpf wund wird und sich entzündet, habe ich ja eh auch kaum eine Wahl, auf Dauer gesehen.
Aber wenn ich das wirklich "Aussitzen" und beobachten kann, dann bin ich schon zufrieden.
Vielen Dank noch mal!
Habeebee
Jellylorum
05.04.2008, 12:32
Hallo,
darf ich mich an dieser Stelle mal einklinken?
Der Kater ist doch ein junges Kerlchen, das mit seiner Behinderung noch Jahre leben soll. Stumpfprobleme sind ja nun Probleme, die recht kurzfristig auftreten und zum akuten Handeln im Sinne einer Nachamputation zwingen würden.
Was aber ist mit der Wirbelsäule? Sie schreiben, Dr. Vogel, dass Sie das nicht als vordergründiges Problem sehen. Aber ist es nicht doch auf lange Sicht relevant? Ich bin selbst Humanmedizinerin und kann aus meiner Arbeit zig - humane - Beispiele nennen, bei denen schon eine Beinlängendifferenz nur von wenigen Prozent zu einer ausgeprägten Skoliose mit z.T. schweren Begleiterkrankungen geführt haben. Ist der Muskel- und Bandapparat der Wirbelsäule bei einer Katze wirklich so different, dass man da tatsächlich nicht mit Langzeitfolgen rechnen muss? Gibt es dazu publizierte Fallbeispiele?
Mich interessiert dieses Thema ganz besonders, da ich selber eine Kätzin habe, die nach einem Unfall neurologische Ausfälle im einen Hinterbein hat und sie deshalb seit längerem mit "veränderter Statik" läuft.
Vielen Dank
Jellylorum
habeebee
05.04.2008, 14:49
Hallo,
ja, das waren ja auch meine "laienhaften" Bedenken!
Ich kann eine Amputation ja nicht rückgängig machen und will deshalb vorher alles abklären.
Aber ich will auch nicht, dass der Kater Wirbelsäulenschäden durch dei falsche Haltung bekommt, weil vielleicht nicht oder zu spät komplett amputiert wurde.
Und noch ein weiterer Gedanke ist, dass er vielleicht jetzt als junger Kater mit verhältnismäßig geringem Gewicht die Muskulatur nach einer Amputation langsam und problemlos aufbauen könnte und dann als erwachsener, unter Umständen stattlicher Kater, damit gut zurecht zu kommt und nicht erst dann amputiert wird und direkt dann direkt viel mehr Gewicht auf das gesunde Bein umlasten muss?
Wäre da sehr dankbar, wenn man dazu noch mal Stellung nehmen könnte, damit ich auch richtig abwägen kann!
Gruß
Habeebee
Dr.Vogel
05.04.2008, 16:05
Ich befürchte, daß es zu wenig Erfahrung mit solchen Fällen gibt um sichere Aussagen geben zu können, wie sich ein verkürztes Bein tatsächlich auf Dauer auf die Wirbelsäule auswirkt. Ich sehe in diesem speziellen Fall zwei mögliche Entwicklungen.
Entweder der Kater belastet das Bein rücksichtslos, dann wird er sich sehr bald den Stumpf wundlaufen und die Folge wird die Totalamputation sein oder er belastet es ohnehin nicht, dann wird es höchstwahrscheinlich auch nicht zu verkürzungsbedingten Wirbelsäulenproblemen kommen.
Falls einer meiner KollegInnen dazu eigene Erfahrungswerte hat möge er oder sie diese bitte in die Diskussion einbringen!
Mfg Dr. Bernd Vogel
habeebee
05.04.2008, 16:52
Hallo Dr. Vogel,
ok, diese Varianten stehen für mich gar nicht so zur Diskussion. Natürlich ist ein wundgelaufener Stumpf dann halt ein Punkt, der für eine Amputation spricht (zumindest, wenn es immer wieder passiert und/oder ein Socken o.ä. nicht in Frage kommt) und wo man dann mit anderem Masstab messen muss.
Aber einen wundgelaufenen Stumpf erkennt man halt auch als Laie bzw auch recht schnell und kann reagieren.
Ein Wirbelsäulenproblem wird man nicht so leicht erkennen und wahrscheinlich erst reagieren können, wenn es zu spät ist, dieses noch zu vermeiden.
Von daher gilt für mich die Frage, was ist für den Kleinen das Beste?
Warte ich ab und mache nichts, solange der Stumpf nicht wund ist, riskiere aber ein Wirbelsäulenproblem?
Oder lasse ich amputieren, vermeide den wundgelaufenen Stumpf und auch das vorgenannte Wirbelsäulenproblem.....weiss aber nicht, ob sich dadurch nicht u.U. auch ein (evtl. anderes) Wirbelsäulenproblem oder eine Überbelastung des gesunden Beins ergibt oder etwas, womit ich jetzt als Laie noch gar nicht rechne?
Gruß
Habeebee
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