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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Offenes Euter - was tun??



Lissi
11.03.2008, 11:22
Seit heute früh hat eine Kuh ein geöffnetes Euter, wir wissen nicht was wir machen sollen.

Wie kam es dazu:
Diese Kuh hatte vor drei Wochen eine starke Euterentzündung, wir haben es leider erst gemerkt, als sie nicht mehr gefressen hat, da wir Mutterkühe haben und somit nicht jede Kuh jeden Tag direkt kontrollieren. Sie wurde also behandelt, ihr ging es aber weiterhin sehr schlecht. Der Tierarzt riet entweder zu Einschläfern oder weiter behandeln, da sie mittlerweile eine Blutvergiftung hatte. Wir entschieden uns für das Zweite, sie sollte sowieso zum Schlachter, gleich nachdem die Wartezeit vorbei war. Sie bekam also Infusionen und daraufhin ging es ihr besser, sie fing wieder an zu fressen und das Fieber ging auch weg. Wir haben sie ständig ausgemolken, allerdings im mittlerweile gar keine Milch bzw. Eiter mehr gekommen, da er anscheinend schon recht fest war. Somit haben wir damit aufgehört.

Der Tierarzt sagte uns, dass es sein kann, dass das Euter aufgeht. Seit zwei Tagen eitert es auch unten leicht und heute, über Nacht ist ein großes Stück Haut vom hinteren Ansatz des Euters aufgegangen und hängt jetzt nach unten. Man kann also richtig in das vereiterte Euter schauen. Die Haut des betroffenen hinteren Viertels ist mittlerweile ganz schwarz geworden, also abgestorben. Der Allgemeinzustand der Kuh ist aber gut, seitdem das Euter etwas offen ist geht es ihr sogar noch besser, da anscheinend der „Druck“ weg ist.

Wir wissen jetzt nur nicht, was wir machen können mit ihr. Kann man sie mit dem offenen Euter schlachten lassen? Sie ist ansonsten gesund, hat kein Fieber. Wird sie im Schlachthof dann verworfen, wegen dem Euter?? Gibt es eine Chance, dass das Euter in absehbarer Zeit abheilt, ohne ihr noch mehr Schmerzen zu bereiten und sie noch „länger zu quälen“? Oder gibt es nur die letzte Möglichkeit, sie einschläfern zu lassen?? Allerdings würden wir das jetzt auch nicht so gerne machen, da wir ja schon recht viel Energie, Zeit und Geld investiert haben, dass es ihr jetzt wieder so gut geht.

Ach ja, Bilder vom Euter hab ich auch gemacht, will sie hier aber jetzt nicht einstellen. Kann sie bei Interesser gerne per PN schicken.

Hatte jemand schon mal einen ähnlichen Fall, weiß jemand was zu tun ist oder kennt sich jemand aus damit??

Vielen Dank,
Lissi

Dr.Krifka
11.03.2008, 21:46
Die Frage ist wie lange noch Wartezeit auf das Fleisch ist.
Wenn es der Kuh gut geht und sie kein Fieber hat dann kann auch die Fleischuntersuchung positiv ausfallen. Jedes Tier müsste eigentlich lebend untersucht werden und wenn hier keine Beanstandungen vorliegen und auch am Schlachtkörper keine Beanstandungen zu vermerken sind, dann ....

mfg
Dr.Krifka

Dr.Leimer
12.03.2008, 13:05
Sg.Fr.Lissi !

So wie Sie den Fall beschrieben haben, dürfte es sich um eine gangränöse Mastitis gehandelt haben, möglicherweise verursacht durch Chlostridien; an und für sich ist der Fall eigentlich schon ausgestanden, der nekrotische (abgestorbene) Teil des Euters wird in den nächsten Wochen abfallen.
Wenn das Tier jetzt frißt und fieberfrei bleibt, würde ich raten, dieses noch einige Wochen zu behalten, bevor Sie sie schlachten lassen.
Damit verringert sich die Gefahr, dass das Tier bei der Schlachtung als untauglich verworfen wird.

Einschränkend möchte ich aber sagen, dass dies nur funktioniert, wenn nur ein einzelnes Euterviertel betroffen ist und das Tier mindestens die gesamte Wartezeit ohne weitere Behandlung schon fieberfrei war. Die offenen Euterstellen kann man auch mit Kamillen- oder Salbeitee behandeln.

Trotzdem muß man sagen, dass die tierärztliche Therapie sehr sorgfältig durchgeführt wurde, solche Fälle sind auch für einen Tierarzt äußerst schwierig zu einem guten Ende zu führen. Kompliment an den behandelnden Tierarzt.

M.f.G. Dr. Josef Leimer

Lissi
12.03.2008, 19:43
Danke für die Antworten.

Der Tierarzt sagte allerdings, soweit ich das mitgekriegt habe, dass die Entzündung durch Colibakterien hervorgerufen wurde, die wahrscheinlich durch eine Zitzenverletzung, die sie gehabt hat, eingedrungen sind.

Ja richtig, der abgestorbene Teil des Euters bzw der Haut fällt nach und nach ab, darunter kommt "eitriges Etwas" zum Vorschein, schaut grauenvoll aus, scheint ihr aber keine Schmerzen zu bereiten, sie frisst und scheint zufriedener (schmerzfreier) zu sein, als in den letzten Wochen. Die Wartezeit ist schon seit ca. einer Woche vorbei, sie wurde auch seit zwei Wochen nicht mehr behandelt.

Es scheint nur das eine hintere Euterviertel betroffen zu sein, die vorderen Viertel sind sowieso unauffällig und das andere hintere Viertel schaut relativ klein aus, neben dem großen entzündeten Viertel. Die Haut löst sich allerdings auch unten am Euterboden ab, und das auch teilweise auf der nicht entzündeten Seite. Die Zitzen allerdings sind nicht abgestorben.

Wir haben heute angefangen, den Eiter mit klarem Wasser und einem sauberen Tuch abzuwischen. Wir haben uns nicht getraut, früher damit anzufangen, da das Euter nur oben geöffnet war und evtl somit das Wasser unten nicht ablaufen konnte. Werde dazu ab sofort Kamillentee nehmen. Wie lange kann es denn dauern, bis sich die Wunde wieder schließt? Kann sich über den offenen Euterstellen überhaupt wieder neue Haut bilden oder "verhornt" das Innere des Euters mit der Zeit so stark, dass es unempfindlicher wird?

Das der Tierarzt sie wieder so hinbekommen hat, war für uns auch überraschend, trotzdem würden wir, sollten wir nochmal so einen Fall haben, das Tier früher erlösen.

Ach ja, zum Schlachten: Wartezeit ist ja vorbei, ja. Dass das Tier lebend untersucht wird, ist schon klar, allerdings erst im Schlachthof und sie von dort wieder zurückzufahren, falls sie nicht "angenommen" wird, ist doch ein sehr großer Aufwand.

Mfg