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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geübte Spürnasen im Fall Ylenia



Bushcamper
24.09.2007, 19:10
Die Leichenspürhunde, die erfolglos nach Ylenia suchten, halfen vor drei Jahren, einen Mord zu klären.

Landwirt Hans B. stand damals unter Verdacht, die Prostituierte Irene Heierli getötet zu haben. Dutzende von Polizisten suchten das weitläufige Gelände des Bauernhofs am Hirzel ab. Yoka und Esta, zwei Leichenspürhunde der Kantonspolizei Bern, fanden schliesslich die sterblichen Überreste der Getöteten. Sie lagen rund 1,3 Meter tief vergraben.

Im Fall Ylenia hatten die beiden Malinois, die zur Rasse der Belgischen Schäfer zählen, keinen Erfolg. Thomas Biedermann von der Kantonspolizei Bern ist trotzdem überzeugt, dass seine Hunde alles richtig gemacht haben.

Schulung in Deutschland
Yoka und Esta wurden in Nordrhein-Westfalen ausgebildet. Die «Fortbildungsstelle für das Diensthundewesen» liegt in der Ortschaft Schloss Holte-Stukenbrock. Bereits seit den 70er-Jahren bilden dort Spezialisten unter anderem Leichenspürhunde aus. 50 Tage dauert das Training. Dabei werden die Hunde mit Kleidern von Leichen auf den spezifischen Geruch konditioniert. «Wir nutzen dabei den Spieltrieb der Tiere aus. Für den Hund ist auch der Ernstfall eine Suche nach seinem Spielzeug», sagt Ausbildungsleiter Günther Bonke. Normalerweise bilden sie keine Hunde für andere Polizeikorps aus. Bei der Kantonspolizei Bern machten sie auf Grund der guten Kontakte eine Ausnahme.

Bleibt die Frage, warum die gut trainierten Hunde Ylenia nicht finden konnten. Eine Ursache könnte der Leichengeruch sein, der für die Hundenase nicht wahrnehmbar war. Obwohl der Fäulnisprozess unmittelbar nach dem Tod beginnt, verläuft der Prozess sehr unterschiedlich. Faktoren wie Bodentemperatur und -feuchtigkeit spielen eine Rolle. Ein trockener und kälterer Boden konserviert den Körper besser. Darum ist es laut Bonke schwierig, zu sagen, wie viele Tage nach dem Tod Hunde einen Kadaver wittern können.

Die Fäulnisgase bestehen gemäss Daniela Barbon vom Institut für Rechtsmedizin in Zürich aus einem Schwefelgemisch. Die Gase entstehen in einer ersten Phase über Bakterien, die das Hautgewebe und den ganzen Körper besiedeln. Später bilden sich Fäulnisblasen, aus denen eine rotbraune, intensiv riechende Flüssigkeit austritt.

Wichtig ist für den Leichspürhund der Kontakt mit dem Boden. Die Tiere können darum nur kleinräumige Gebiete absuchen. Dank ihren feinen Nasen sind sie auch in der Lage, tierische und menschliche Kadaver zu unterscheiden. Weil das Riechorgan stark gefordert wird, müssen sie aber nach einer halben Stunden pausieren. Im Fall Ylenia standen deshalb Yoka und Esta gemeinsam im Einsatz. Aber selbst so sensible Nasen lassen sich manchmal in die Irre führen. Weil vermodertes Holz für die Hunde offenbar ähnlich riecht, graben sie auch immer wieder mal einen Ast aus.

Leichenspürhunde sind in der Schweiz erst seit wenigen Jahren im Einsatz. Neben den drei Hunden der Kantonspolizei Bern verfügen die Korps in Zürich und der Waadt über je einen Leichenspürhund.

Quelle: tagesanzeiger.ch