Johannes
22.09.2007, 15:46
Liebes Expertenteam!
Ich bin neu hier in diesem Forum, und wende mich mit meinem Beitrag an Sie, um Ratschläge, Hinweise und Tipps zu bekommen! Mein Anliegen fällt eher in den neurologischen Bereich, für den es allerdings hier keine eigene Rubrik gibt (zumindest habe ich keine gefunden).
Meine Frau und ich haben vor zwei Wochen während eines Sizilien-Urlaubs eines der Jungkätzchen, das wir zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Geschwisterchen gefüttert hatten, am Boden liegend, kläglich miauend und offensichtlich verletzt aufgefunden. Innerhalb weniger Stunden waren wir bei einem Tierarzt, der mit einer deutschen Frau verheiratet ist, wodurch die Kommunikation sehr gut funktionierte.
Einer der Hinterläufe war (und ist) bewegungsunfähig, der Schwanz ebenso, aber ansonsten war das Kätzchen wohlauf. Der Tierarzt auf Sizilien beruhigte uns, sprach von einer "Quetschung", und davon, dass sich das Kätzchen binnen zwei Wochen erholen würde. Nerina, so "tauften" wir das Kätzchen, war nach seiner Schätzung ca. 1 1/2 Monate alt ist.
Wir befürchteten eine Wirbelsäulenverletzung, aber der Tierarzt beruhigte uns - nichts gebrochen! Nach der Erstversorgung durch ihn, übernahmen wir die Weiterbehandlung. Täglich morgens und abends eine Injektion (Kortison und ein Antibiotikum wegen einer wahrscheinlich durch den Unfall entstandenen Hautverletzung im Vaginal-/Analbereich). Ich habe einer Katze noch nie eine Injektion verabreicht, aber schon öfter mal zugesehen (wir leben seit vier Jahren mit einer Katze, die uns seit ihrer Kindheit hat und die regelmäßig die Tierärztin für die Routineimpfungen sieht). Zudem hat mir der Tierarzt die Injektiontechnik gezeigt, und meine Frau weiß als Diplomkrankenschwester, wie man subkutan spritzt.
Wir besorgten das Nötigste (Katzenkorb, Futter, etc.), reinigten Nerina von ihren Stuhlverschmutzungen, streichelten sie und kuschelten mit ihr. Sie war von Beginn an zutraulich und unglaublich verschmust, hatte immer großen Appetit und trank auch.
Bedingt durch das Antibiotikum bekam Nerina starken Durchfall, der spontan abging, auch Harn, allerdings nur in geringen Mengen. Mehrmals am Tag (und oft auch inder Nacht) bekam Nerina ihren Korb frisch gemacht, wurde gereingt, und auch das Verabreichen der Injektionen funktionierte bestens - ohne jegliche Qualen für Nerina.
Wir ließen Nerina aus Sicherheitsgründen im Korb, da sie das eine Hinterbein nicht bewegen konnte und damit auch nicht laufen, nur robben mit Hilfe der Vorderbeinchen. Wenn sie (stundenweise) alleine war, schlief sie, jammerte nicht, und erst, wenn wir wieder im Quartier waren und sie unsere Stimmen hörte, begann sie zu miauen; bald konnten wir schon unterscheiden, ob Nerina essen oder schmusen wollte.
Wir hatten entschieden, Nerina mit nach Salzburg zu nehmen, da wir sie nicht zurücklassen konnten; sie wäre elend zugrunde gegangen, da niemand da war, der sich so intensiv wie wir um sie kümmern konnte oder wollte. Vor der Abfahrt - Nerina war jetzt drei Tage in unserer Pflege - konsultierten wir noch einmal den Tierarzt. Uns war vor allem das geblähte Bäuchlein Nerina's aufgefallen! Der Arzt und seine Frau (die übrigens auf Sizilien Hunde züchtet und sich auch mit Katzen sehr gut auskennt) schoben das auf einen Wurmbefall; wir sollten Nerina entwurmen, sobald sich der Darm ordentlich entleert hatte.
Nerina überstand die Reise bestens, schlief während der Fahrt selig in ihrem Korb, aß morgens und abends und trank auch zwischendurch in den Pausen.
Pausen mußten wir viele machen; so alle 150 Kilometer war Korb- und Katzenreinigung angesagt, so stark war ihr Durchfall. Die Zwischenübernachtungen in den Agriturismen waren problemlos, und zu ihrem Schutz nahmen wir Nerina nur aus dem Transportkorb, um sie zu reinigen, die Medikamente zu verabreichen und um sie zu streicheln. Am letzten Tag unserer Reise war Nerina stiller als sonst, und ihr Bäuchlein war trotz erfolgter Entwurmung (der Tierarzt hatte uns die Spritze mitgegeben) noch etwas härter und geblähter.
Noch auf der Fahrt aus vereinbarten wir am Tag unserer Ankunft den ersten Termin mit unserer Tierärztin, die sich noch spät abends dafür Zeit nahm. Sie benötigte knapp zwei Minuten, um bei Nerina einen Bruch (oder zumindest schwere Verletzung) der Wirbelsäule zu ertasten und zu merken, dass ihr geblähtes Bäuchlein von einer übervollen Harnblase kam; beides bestätigte sich durch ein sofort durchgeführtes Röntgenbild. Schlagartig war klar, dass Nerina weder Harn noch Kot willkürlich absetzen kann, und dass das, was davon abging, spontan erfolgte bzw. infolge einer so genannten Überlaufblase. Die Tierärztin massierte Nerina's Blase manuell aus; der Harn war mit Blutkoageln versetzt, und Nerina mußte bei der Tierärztin in Pflege bleiben.
Inzwischen haben wir eine tiefe Bindung zu Nerina aufgebaut. Sie ist zur Zeit stationär bei der Tierärztin und dort wirklich bestens aufgehoben (zwei Mal pro Tag muss die Blase manuell entleert werden), täglich besuchen wir sie und freuen uns, sie zu verwöhnen. Nerina schnurrt, wenn wir sie streicheln und spielt mit ihren Stoffmäusen in einem riesigen, sauberen und adretten Käfig. Sie ist bester Dinge, hat großen Appetit und wirkt abgesehen von ihrer Lähmung völlig gesund!
Mit ganz geringer Unterstützung durch uns kann sie auf dem gelähmten Bein stehen, wobei ich natürlich nicht weiß, ob sie ihr Körpergewicht nicht doch zur Gänze mit dem gesunden Hinterlauf abstützt).
Auffallend ist dass nur ein Hinterlauf gelähmt ist (also kann es doch keine komplette Querschnittsverletzung des Rückenmarks sein!?). Sie kann den Schwanz (noch) nicht bewegen, Blase und Darm funktionieren auch (noch) nicht.
Nerina putzt aber auch die kranken Stellen, also den gelähmten Hinterlauf, zwei Drittel ihres Schwänzchens, ihren Popo - das macht doch eine Katze nur, wenn sie dort Empfindungen hat?!
Sie ist ein junges Kätzchen, mit einem eisernen Lebenswillen! Ich setze jetzt mal fest auf ihre Jugend und die damit verbundene Regenerationsfähigkeit, auf ihren Lebenswillen und auf unsere Geduld (hatte vor Jahren einen alten Kater, der von den Tierärzten schon lange totgesagt war und mit meiner Pflege dann noch 5 Jahre bei guter Lebensqualität gelebt hatte!).
Danke für Ihre Geduld, diese lange Geschichte zu lesen!
Danke im voraus für Ihre geschätzten Ratschläge!
Beste Grüsse!
Johannes
P.S. Inzwischen (übermorgen ist der Unfall zwei Wochen her) ist das Schwänzchen Nerina's zu einem Teil nekrotisch geworden. Die Tierärztin spricht von (Teil-?)Amputation. Nun habe ich aber in den diversen Katzenforen immer wieder gelesen, dass der nekrotische Teil auch von alleine abfällt und eine Amputation, die evtl. zu hoch angesetzt ist, dann endgültig Nervenverbimdungen zu Blase und/ oder Dickdarm verletzt. Was könnt Ihr dazu sagen?
Wir hoffen ja immer noch, dass Nerina die zumindest Fähigkeit zu pinkeln wiedererlangt, um besser mit der Pflege zurecht zu kommen.
Ich bin neu hier in diesem Forum, und wende mich mit meinem Beitrag an Sie, um Ratschläge, Hinweise und Tipps zu bekommen! Mein Anliegen fällt eher in den neurologischen Bereich, für den es allerdings hier keine eigene Rubrik gibt (zumindest habe ich keine gefunden).
Meine Frau und ich haben vor zwei Wochen während eines Sizilien-Urlaubs eines der Jungkätzchen, das wir zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Geschwisterchen gefüttert hatten, am Boden liegend, kläglich miauend und offensichtlich verletzt aufgefunden. Innerhalb weniger Stunden waren wir bei einem Tierarzt, der mit einer deutschen Frau verheiratet ist, wodurch die Kommunikation sehr gut funktionierte.
Einer der Hinterläufe war (und ist) bewegungsunfähig, der Schwanz ebenso, aber ansonsten war das Kätzchen wohlauf. Der Tierarzt auf Sizilien beruhigte uns, sprach von einer "Quetschung", und davon, dass sich das Kätzchen binnen zwei Wochen erholen würde. Nerina, so "tauften" wir das Kätzchen, war nach seiner Schätzung ca. 1 1/2 Monate alt ist.
Wir befürchteten eine Wirbelsäulenverletzung, aber der Tierarzt beruhigte uns - nichts gebrochen! Nach der Erstversorgung durch ihn, übernahmen wir die Weiterbehandlung. Täglich morgens und abends eine Injektion (Kortison und ein Antibiotikum wegen einer wahrscheinlich durch den Unfall entstandenen Hautverletzung im Vaginal-/Analbereich). Ich habe einer Katze noch nie eine Injektion verabreicht, aber schon öfter mal zugesehen (wir leben seit vier Jahren mit einer Katze, die uns seit ihrer Kindheit hat und die regelmäßig die Tierärztin für die Routineimpfungen sieht). Zudem hat mir der Tierarzt die Injektiontechnik gezeigt, und meine Frau weiß als Diplomkrankenschwester, wie man subkutan spritzt.
Wir besorgten das Nötigste (Katzenkorb, Futter, etc.), reinigten Nerina von ihren Stuhlverschmutzungen, streichelten sie und kuschelten mit ihr. Sie war von Beginn an zutraulich und unglaublich verschmust, hatte immer großen Appetit und trank auch.
Bedingt durch das Antibiotikum bekam Nerina starken Durchfall, der spontan abging, auch Harn, allerdings nur in geringen Mengen. Mehrmals am Tag (und oft auch inder Nacht) bekam Nerina ihren Korb frisch gemacht, wurde gereingt, und auch das Verabreichen der Injektionen funktionierte bestens - ohne jegliche Qualen für Nerina.
Wir ließen Nerina aus Sicherheitsgründen im Korb, da sie das eine Hinterbein nicht bewegen konnte und damit auch nicht laufen, nur robben mit Hilfe der Vorderbeinchen. Wenn sie (stundenweise) alleine war, schlief sie, jammerte nicht, und erst, wenn wir wieder im Quartier waren und sie unsere Stimmen hörte, begann sie zu miauen; bald konnten wir schon unterscheiden, ob Nerina essen oder schmusen wollte.
Wir hatten entschieden, Nerina mit nach Salzburg zu nehmen, da wir sie nicht zurücklassen konnten; sie wäre elend zugrunde gegangen, da niemand da war, der sich so intensiv wie wir um sie kümmern konnte oder wollte. Vor der Abfahrt - Nerina war jetzt drei Tage in unserer Pflege - konsultierten wir noch einmal den Tierarzt. Uns war vor allem das geblähte Bäuchlein Nerina's aufgefallen! Der Arzt und seine Frau (die übrigens auf Sizilien Hunde züchtet und sich auch mit Katzen sehr gut auskennt) schoben das auf einen Wurmbefall; wir sollten Nerina entwurmen, sobald sich der Darm ordentlich entleert hatte.
Nerina überstand die Reise bestens, schlief während der Fahrt selig in ihrem Korb, aß morgens und abends und trank auch zwischendurch in den Pausen.
Pausen mußten wir viele machen; so alle 150 Kilometer war Korb- und Katzenreinigung angesagt, so stark war ihr Durchfall. Die Zwischenübernachtungen in den Agriturismen waren problemlos, und zu ihrem Schutz nahmen wir Nerina nur aus dem Transportkorb, um sie zu reinigen, die Medikamente zu verabreichen und um sie zu streicheln. Am letzten Tag unserer Reise war Nerina stiller als sonst, und ihr Bäuchlein war trotz erfolgter Entwurmung (der Tierarzt hatte uns die Spritze mitgegeben) noch etwas härter und geblähter.
Noch auf der Fahrt aus vereinbarten wir am Tag unserer Ankunft den ersten Termin mit unserer Tierärztin, die sich noch spät abends dafür Zeit nahm. Sie benötigte knapp zwei Minuten, um bei Nerina einen Bruch (oder zumindest schwere Verletzung) der Wirbelsäule zu ertasten und zu merken, dass ihr geblähtes Bäuchlein von einer übervollen Harnblase kam; beides bestätigte sich durch ein sofort durchgeführtes Röntgenbild. Schlagartig war klar, dass Nerina weder Harn noch Kot willkürlich absetzen kann, und dass das, was davon abging, spontan erfolgte bzw. infolge einer so genannten Überlaufblase. Die Tierärztin massierte Nerina's Blase manuell aus; der Harn war mit Blutkoageln versetzt, und Nerina mußte bei der Tierärztin in Pflege bleiben.
Inzwischen haben wir eine tiefe Bindung zu Nerina aufgebaut. Sie ist zur Zeit stationär bei der Tierärztin und dort wirklich bestens aufgehoben (zwei Mal pro Tag muss die Blase manuell entleert werden), täglich besuchen wir sie und freuen uns, sie zu verwöhnen. Nerina schnurrt, wenn wir sie streicheln und spielt mit ihren Stoffmäusen in einem riesigen, sauberen und adretten Käfig. Sie ist bester Dinge, hat großen Appetit und wirkt abgesehen von ihrer Lähmung völlig gesund!
Mit ganz geringer Unterstützung durch uns kann sie auf dem gelähmten Bein stehen, wobei ich natürlich nicht weiß, ob sie ihr Körpergewicht nicht doch zur Gänze mit dem gesunden Hinterlauf abstützt).
Auffallend ist dass nur ein Hinterlauf gelähmt ist (also kann es doch keine komplette Querschnittsverletzung des Rückenmarks sein!?). Sie kann den Schwanz (noch) nicht bewegen, Blase und Darm funktionieren auch (noch) nicht.
Nerina putzt aber auch die kranken Stellen, also den gelähmten Hinterlauf, zwei Drittel ihres Schwänzchens, ihren Popo - das macht doch eine Katze nur, wenn sie dort Empfindungen hat?!
Sie ist ein junges Kätzchen, mit einem eisernen Lebenswillen! Ich setze jetzt mal fest auf ihre Jugend und die damit verbundene Regenerationsfähigkeit, auf ihren Lebenswillen und auf unsere Geduld (hatte vor Jahren einen alten Kater, der von den Tierärzten schon lange totgesagt war und mit meiner Pflege dann noch 5 Jahre bei guter Lebensqualität gelebt hatte!).
Danke für Ihre Geduld, diese lange Geschichte zu lesen!
Danke im voraus für Ihre geschätzten Ratschläge!
Beste Grüsse!
Johannes
P.S. Inzwischen (übermorgen ist der Unfall zwei Wochen her) ist das Schwänzchen Nerina's zu einem Teil nekrotisch geworden. Die Tierärztin spricht von (Teil-?)Amputation. Nun habe ich aber in den diversen Katzenforen immer wieder gelesen, dass der nekrotische Teil auch von alleine abfällt und eine Amputation, die evtl. zu hoch angesetzt ist, dann endgültig Nervenverbimdungen zu Blase und/ oder Dickdarm verletzt. Was könnt Ihr dazu sagen?
Wir hoffen ja immer noch, dass Nerina die zumindest Fähigkeit zu pinkeln wiedererlangt, um besser mit der Pflege zurecht zu kommen.