PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zwergenwuchs, Arthrose bei reinrassigen Labrador



samantha
02.09.2007, 04:09
Hallo,

ich würde Ihnen gerne einige Fragen zu meinem Hund stellen und Ihre Meinung dazu hören.
Ich habe einen jetzt 4 jährigen Hund, er ist ein reinrassiger Labrador. Ich habe ihn damals 10 Wochen alt bei einem Pferdehändler gesehen. Er war nur Haut und Knochen, am nächsten Tag beim Tierarzt gewogen brachte er gerade mal 2 Kg auf die Waage. Vermutlich konnte er wegen seinem Überbiss nicht schnell genug fressen, und seine Geschwister haben ihm alles weggefressen. Die sahen nämlich propper aus.
Der Tierarzt dem ich das Häufchen Elend vorstellt, meinte wohl er leide an Zwergenwuchs, vermutlich aufgrund der Unterversorgung.
Auf meine Frage wie das mit seinen krummen Beinchen ist, meinte er da könne man nichts machen, vielleicht würde sich das auswachsen.

Nun, die krummen Beine hat er immer noch.

Ich bin dann umgezogen. Weil mein Hund dann Schmerzen in der Pfote hatte, bin ich zu meinem neuen Tierarzt. Seine Pfote wurde behandelt, er hatte wohl eine Entzündung. Seither hat er diesbezüglich keine Probleme mehr gehabt. Jedoch meinte der Tierarzt man sollte Röntgenbilder von den Ellbogengelenken machen, da er eine Fehlstellung hätte, und sich deshalb Arthrose bilden könnte.
Gesagt, getan. Tatsächlich wurde Arthrose in beiden Ellbogen festgestellt. Er meinte im ersten Lebensjahr hätte man die Fehlstellung noch richten können, nun wäre es zu spät, da war mein Hund 2j. Damals zeigte er noch keinerlei Schmerzen/Lahmheit.

Nun ist er 4 Jahre alt. Er lahmt selten. Wenn er mal zuviel getobt hat lahmt er abends. Am nächsten Morgen läuft er meist wieder normal.

Er bekommt nun tägl. das Futterergänzungsmittel Caniviton Forte 30 von Vétoquinol und tägl. 1 Tablette Rimadyl 50mg.

Ist Ihnen dieses Caniviton Forte bekannt? Taugt es was?
Gibt es Zwergenwuchs bei Hunden?
Ist es tatsächlich möglich Fehlstellungen zu richten? Ich mache mir schreckliche Vorwürfe, weil ich keine 2. Meinung eingeholt hatte.
Ist es möglich die Arthrose durch eine OP zu verzögern? Oder die Knochenzubildungen zu entfernen?
Ich habe in den letzten Tagen häufig von diesen Goldimplantaten gelesen. Ist das tatsächlich eine so gute Sache?
Können Sie noch Futterergänzungmittel empfehlen, die meinem Hund helfen könnten?

Was mich auch sehr beschäftigt, wie wird das sein wenn die Arthrose schlimmer wird? Wird er dann vor lauter Schmerzen nicht mehr laufen können? Oder werden die Ellbogengelenke steif?


Ich habe noch einige Bilder angehängt, auf denen man seine Dackelbeinchen gut sieht.
Ist leider etwas lang geworden, sorry.

Mit freundlichen Grüsse
Samantha

Dr.Lehmann
16.09.2007, 22:13
Bitte entschuldigen Sie die verspätete Antwort. So viele Fragen beantwortet man nicht im Vorbeigehen. Hier die direkten Antworten auf Ihre konkreten Fragen:
1. Caniviton forte ist ein sehr gutes Ergänzungsfuttermittel bei Arthrosen. Sie sollten das Medikament als "Kur" verwenden, d.h. eine Packung geben, dann ca. 1-2 Monate Pause, dann wieder eine Packung. Nicht, weil es schädlich wäre, es durchgehend zu geben, aber es bringt keinen Mehrgewinn. Eventuell könnte man auf "Chassoton" (auch Vetoquinol) umsteigen.
Ich empfehle Ihnen weiters, das Rimadyl nicht ständig zu verabreichen, sondern immer nur für 10 Tage bei akuten Entzündungsschüben (Lahmheit!)

2. Gibt es Zwergenwuchs bei Hunden? Ja, gibt es. Bei einer Hypophysenunterfunktion (Hirnanhangsdrüse) kann es zu einem Mangel des Wachstumshormons STH kommen. Diese Krankheit ist genetisch bedingt und betrifft oft mehrere Welpen eines Wurfs. Abgesehen vom Zwergwuchs kommt es meist auch zu einem Haarausfall am Körper (außer Kopf und Gliedmaßen). Die Lebenserwartung ist nicht sehr hoch. Ist Ihr Hund immer noch zu klein oder hat er annähernd normale Labradorgröße erreicht? Ich denke, daß Ihr Hund nicht am Zwergwuchs leidet. Ohne entsprechende Röntgenbilder ist es natürlich nicht möglich, eine Diagnose zu stellen. Ich könnte mir jedoch vorstellen, daß Ihr Hund eine Form der Ellbogengelenksdysplasie hat, bei der das Längenwachstum der Elle oder der Speiche gestört war. Auch ich vermute, daß es mit einem Alter von 4 Jahren zu spät ist, eine Korrekturoperation zu machen, das kann man aber nur anhand von Röntgenbildern beurteilen.

3. Arthrosen kann man durch eine Operation nicht beheben. Nur die Ursachen. Bei Fehlstellungen des Gelenkes kommt es zu Um- und Zubauvorgängen im Knochen. Wenn man diese entfernt, wird der Körper mit weiteren Zubauten reagieren. Man kann bei bestehenden Arthrosen nur versuchen, immer wieder entstehende Arthritiden (Gelenksentzündungen) zu unterdrücken, mit geeigneten entzündungs- und schmerzhemmenden Medikamenten (Rimadyl).

4. Bis dato sind mir keine Studien bekannt, in denen die Wirkung der Goldimplantate wissenschaftlich bewiesen wird. Bei Gesprächen mit Tierbesitzern, die ihre Tiere goldimplantieren ließen, konnte ich unterschiedliche Meinungen hören, manche waren begeistert, manche hielten nichts davon. Leider kann ich Ihnen dazu nicht mehr sagen.

5. Beim Fortschreiten der Arthrosen kann es natürlich zu starken Schmerzen kommen bis hin zum Steifwerden der Gelenke.

Ich würde die Röntgenbilder noch einmal beurteilen lassen, vielleicht kann man ja chirurgisch doch noch etwas machen.

Liebe Grüße,
Dr. Klaus Lehmann