Bushcamper
09.08.2007, 17:02
Das Tierheim Berlin und der Deutsche Tierschutzbund üben deutliche Kritik am Verkauf von exotischen Tieren in Baumärkten. "Auf Kosten der Tiere werden Geschäfte gemacht", sagtTierheimsprecher Marcel Gäding nach gezielten Stichproben im Hinblick auf die Baumarktketten Hellweg und Obi. Durch unverantwortlichen Kundenfang würden Schildkröten, Schlangen, Leguane und andere Echsen oder Vogelspinnen zur leicht verfügbaren Ware, so Gäding. Kunden seien zumindest in normalen Heimtiermärkten besser aufgehoben.
"Meist ist aber eine artgerechte und sachkundige Haltung exotischer Tiere in Privathaushalten gar nicht möglich", sagt Steffen Seckler, Pressereferent des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn. Die Tierheime könnten ein Lied davon singen. Weil viele Besitzer früher oder später mit der Haltung und Pflege der exotischen Tiere überfordert sind, landen Schlangen, Spinnen und Echsen aus tropischen Ländern in den Tierheimen. Allein in Berlin mussten im Jahr 2006 schon 149 ausgesetzte, abgegebene und beschlagnahmte Exoten versorgt werden, Die Tendenz ist steigend. Zudem ist die Mehrzahl der Tiere krank. 2004 waren es nur 62. Wie berichtet, entsteht deshalb im Tierheim Berlin in Falkenberg bis Mai 2008 die erste Auffangstation für exotische Tiere in Deutschland. Das Exotenhaus kostet 1,2 bis 1,5 Millionen Euro. Das Geld stammt aus Spenden.
In der Dortmunder Unternehmenszentrale der Hellweg Profi-Baumärkte GmbH werden die Vorwürfe zurückgewiesen. Sprecherin Sandra Törnig: "Wir legen in den Zooabteilungen großen Wert auf geschulte Mitarbeiter und umfassende Beratung der Kunden." Das Exotensortiment werde nur von elf Filialen geführt. Darunter sind alle vier in Berlin, die weiteren in Brandenburg und den anderen neuen Bundesländern, aber keine in den alten Bundesländern. "Diese Standorte geben den Bedarf nicht her", so Törnig. Der Berlin-Brandenburgische Hellweg-Regionalchef Klaus Groth sagt: "Wir können Dank ausgebildeter Leute jedem Zoo-Fachmarkt das Wasser reichen."
Exoten werden bei Züchtern nachbestellt
Diese Zeitung machte den Test in der Hellweg-Filiale an der Roelckestraße/Rennbahnstraße in Weißensee: Kaninchen, kunterbunte Vögel und Fische fallen sofort ins Auge. Aber auch die Vielfalt der ungewöhnlichen Tiere in den Terrarien ist ein "Hingucker". Griechische Landschildkröten, Stachel- und Wüsten-Leguane, Kornnattern, Geckos, Bartagame, chinesische Feuerbauchmolche und Wüsten-Heuschrecken tummeln sich in Terrarien.
Die Verkäuferin gibt gut präpariert Auskunft, aber auch gleich den Rat: "Informieren Sie sich in Ruhe und besprechen sie zu Hause noch mal, welches Tier bei Ihnen am besten aufgehoben wäre." Dafür bietet sie Fachbücher an und sagt auf Nachfrage: "Wir haben nur ein begrenztes Exoten-Sortiment, können begehrte Tiere aber bei Züchtern bestellen."
Diese Auskunft gibt es telefonisch auch in vier Berliner Obi-Filialen. In der Zoo-Abteilung des Reinickendorfer Obi-Markt heißt es gar: "Sie können gleich bestellen und bekommen dann Bescheid, ob und wann Sie die Ware abholen können." Die Hellweg-Fachfrau erzählt aus ihrer langjährigen Praxis: "Die meisten Kunden wollen Exoten-Babys haben, um zu erleben, wie sie größer werden." Darin liegt nach Ansicht des Tierschutzbund-Referenten Steffen Seckler eines der größten Probleme. So würden niedliche Schildkröten von der Größe einer Zwei-Euro-Münze gekauft - ohne darüber nachzudenken, dass das Tier später so groß wie ein Suppenteller wird.
Tiere verkümmern zum Ausstellungsstück
Viele ausgewachsene Reptilien könnten im Zimmerterrarium oder auf dem Balkon niemals artgerecht gehalten werden. Seckler weiter: "Etliche exotische Heimtiere sterben einen langsamen Tod als Ausstellungsstück im Wohnzimmer." Auch der Berliner Tierheim-Sprecher Gäding bleibt bei seiner Forderung: "Exotische Tiere haben nichts als Ware in Baumärkten verloren."
Aus der Berliner Morgenpost vom 8. August 2007
"Meist ist aber eine artgerechte und sachkundige Haltung exotischer Tiere in Privathaushalten gar nicht möglich", sagt Steffen Seckler, Pressereferent des Deutschen Tierschutzbundes in Bonn. Die Tierheime könnten ein Lied davon singen. Weil viele Besitzer früher oder später mit der Haltung und Pflege der exotischen Tiere überfordert sind, landen Schlangen, Spinnen und Echsen aus tropischen Ländern in den Tierheimen. Allein in Berlin mussten im Jahr 2006 schon 149 ausgesetzte, abgegebene und beschlagnahmte Exoten versorgt werden, Die Tendenz ist steigend. Zudem ist die Mehrzahl der Tiere krank. 2004 waren es nur 62. Wie berichtet, entsteht deshalb im Tierheim Berlin in Falkenberg bis Mai 2008 die erste Auffangstation für exotische Tiere in Deutschland. Das Exotenhaus kostet 1,2 bis 1,5 Millionen Euro. Das Geld stammt aus Spenden.
In der Dortmunder Unternehmenszentrale der Hellweg Profi-Baumärkte GmbH werden die Vorwürfe zurückgewiesen. Sprecherin Sandra Törnig: "Wir legen in den Zooabteilungen großen Wert auf geschulte Mitarbeiter und umfassende Beratung der Kunden." Das Exotensortiment werde nur von elf Filialen geführt. Darunter sind alle vier in Berlin, die weiteren in Brandenburg und den anderen neuen Bundesländern, aber keine in den alten Bundesländern. "Diese Standorte geben den Bedarf nicht her", so Törnig. Der Berlin-Brandenburgische Hellweg-Regionalchef Klaus Groth sagt: "Wir können Dank ausgebildeter Leute jedem Zoo-Fachmarkt das Wasser reichen."
Exoten werden bei Züchtern nachbestellt
Diese Zeitung machte den Test in der Hellweg-Filiale an der Roelckestraße/Rennbahnstraße in Weißensee: Kaninchen, kunterbunte Vögel und Fische fallen sofort ins Auge. Aber auch die Vielfalt der ungewöhnlichen Tiere in den Terrarien ist ein "Hingucker". Griechische Landschildkröten, Stachel- und Wüsten-Leguane, Kornnattern, Geckos, Bartagame, chinesische Feuerbauchmolche und Wüsten-Heuschrecken tummeln sich in Terrarien.
Die Verkäuferin gibt gut präpariert Auskunft, aber auch gleich den Rat: "Informieren Sie sich in Ruhe und besprechen sie zu Hause noch mal, welches Tier bei Ihnen am besten aufgehoben wäre." Dafür bietet sie Fachbücher an und sagt auf Nachfrage: "Wir haben nur ein begrenztes Exoten-Sortiment, können begehrte Tiere aber bei Züchtern bestellen."
Diese Auskunft gibt es telefonisch auch in vier Berliner Obi-Filialen. In der Zoo-Abteilung des Reinickendorfer Obi-Markt heißt es gar: "Sie können gleich bestellen und bekommen dann Bescheid, ob und wann Sie die Ware abholen können." Die Hellweg-Fachfrau erzählt aus ihrer langjährigen Praxis: "Die meisten Kunden wollen Exoten-Babys haben, um zu erleben, wie sie größer werden." Darin liegt nach Ansicht des Tierschutzbund-Referenten Steffen Seckler eines der größten Probleme. So würden niedliche Schildkröten von der Größe einer Zwei-Euro-Münze gekauft - ohne darüber nachzudenken, dass das Tier später so groß wie ein Suppenteller wird.
Tiere verkümmern zum Ausstellungsstück
Viele ausgewachsene Reptilien könnten im Zimmerterrarium oder auf dem Balkon niemals artgerecht gehalten werden. Seckler weiter: "Etliche exotische Heimtiere sterben einen langsamen Tod als Ausstellungsstück im Wohnzimmer." Auch der Berliner Tierheim-Sprecher Gäding bleibt bei seiner Forderung: "Exotische Tiere haben nichts als Ware in Baumärkten verloren."
Aus der Berliner Morgenpost vom 8. August 2007