Bushcamper
18.04.2007, 20:21
Duftstoffe steuern Sozialverhalten und Entwicklung des Staates
Würzburg (pte/18.04.2007/13:50) - Bienenvölker gelten als Meister der Arbeitsteilung und sozialen Interaktion. Wie ein Staat mit widrigen Umwelteinflüssen und daraus resultierenden Verlusten umgeht, soll nun ein interdisziplinäres Forschungsprojekt am Biozentrum der Universität Würzburg http://www.uni-wuerzburg.de klären. Im Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit steht dabei das Gehirn der Tiere, das auf chemische Kommunikationsprozesse innerhalb des Bienenstaates reagiert. So haben Forscher schon früher herausgefunden, dass bestimmte Duftstoffe - so genannte Pheromone - mitverantwortlich für die Entwicklung des Sozialverhaltens von Honigbienen sind.
"Bienen sind Meister der Gehirnmanipulation", erklärt der am Projekt beteiligte Neuroethologe Wolfgang Rössler von der Universität Würzburg im pressetext-Interview. Wenn Außendienst-Arbeiterinnen in den Stock zurückkommen, schütten diese bestimmte Duftstoffe aus. Dadurch wird dem vorhandenen Innendienst-Volk signalisiert, dass keine neuen Außendienst-Arbeiterinnen benötigt werden. Kommen etwa viele Pollen-sammelnde Mitarbeiterinnen durch ein Unwetter zu Tode, sinkt die Pheromone-Konzentration im Staat. Durch die geänderte Signalwirkung auf das Gehirn der Bienen, beginnen diese "umzudenken" und ändern schließlich ihr Sozialverhaltung in Richtung mehr Außendienst-Arbeit. Damit wird das Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Spezialisten wieder hergestellt.
"Gemeinsam mit den beteiligten Kollegen wollen wir im Rahmen des Projekts die spannende Frage klären, wie molekulare und neurobiologische Regelmechanismen schlussendlich zu einer intelligenten Strategie in einer aus Tausenden von Individuen bestehenden Kolonie führen", meint Rössler. Neben dem Neuroethologen sind auch die Biochemikerin Erika Plettner von der Simon Fraser University in Vancouver, Kanada, und Yves Le Conte, molekularer Verhaltensbiologe am Agrarwissenschaftlichen Institut in Avignon, Frankreich, beteiligt. Abgerundet wird das Forscherteam durch den Mathematiker James Watmough von der University of New Brunswick in Kanada. Dieser soll ein mathematisches Modell entwickeln, das Voraussagen über das Verhalten der Bienen erlaubt und langfristig vielleicht sogar auf andere soziale Systeme wie den Menschen übertragen werden kann. Damit könnten beispielsweise allgemeingültige Prognosen für Strategien bei Naturkatastrophen oder Epidemien gemacht werden.
Aber auch in der aktuellen Diskussion um das mysteriöse Bienensterben in den USA könnte das Forschungsprojekt wertvolle neue Erkenntnisse liefern. "Als wir das Projekt eingereicht haben, waren wir noch nicht mit dem Phänomen der verschwindenden Bienenvölker konfrontiert. Wenn man die Regulationsmechanismen, die das soziale Gefüge steuern und zusammenhalten, besser verstehen kann, können letztendlich vielleicht auch Rückschlüsse auf das Bienensterben geschlossen werden", hofft Rössler. Dieser Ansatzpunkt der Forschung sei in diesem Zusammenhang jedenfalls völlig neu, so der Wissenschaftler gegenüber pressetext.
Quelle: APA
Würzburg (pte/18.04.2007/13:50) - Bienenvölker gelten als Meister der Arbeitsteilung und sozialen Interaktion. Wie ein Staat mit widrigen Umwelteinflüssen und daraus resultierenden Verlusten umgeht, soll nun ein interdisziplinäres Forschungsprojekt am Biozentrum der Universität Würzburg http://www.uni-wuerzburg.de klären. Im Zentrum der wissenschaftlichen Arbeit steht dabei das Gehirn der Tiere, das auf chemische Kommunikationsprozesse innerhalb des Bienenstaates reagiert. So haben Forscher schon früher herausgefunden, dass bestimmte Duftstoffe - so genannte Pheromone - mitverantwortlich für die Entwicklung des Sozialverhaltens von Honigbienen sind.
"Bienen sind Meister der Gehirnmanipulation", erklärt der am Projekt beteiligte Neuroethologe Wolfgang Rössler von der Universität Würzburg im pressetext-Interview. Wenn Außendienst-Arbeiterinnen in den Stock zurückkommen, schütten diese bestimmte Duftstoffe aus. Dadurch wird dem vorhandenen Innendienst-Volk signalisiert, dass keine neuen Außendienst-Arbeiterinnen benötigt werden. Kommen etwa viele Pollen-sammelnde Mitarbeiterinnen durch ein Unwetter zu Tode, sinkt die Pheromone-Konzentration im Staat. Durch die geänderte Signalwirkung auf das Gehirn der Bienen, beginnen diese "umzudenken" und ändern schließlich ihr Sozialverhaltung in Richtung mehr Außendienst-Arbeit. Damit wird das Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Spezialisten wieder hergestellt.
"Gemeinsam mit den beteiligten Kollegen wollen wir im Rahmen des Projekts die spannende Frage klären, wie molekulare und neurobiologische Regelmechanismen schlussendlich zu einer intelligenten Strategie in einer aus Tausenden von Individuen bestehenden Kolonie führen", meint Rössler. Neben dem Neuroethologen sind auch die Biochemikerin Erika Plettner von der Simon Fraser University in Vancouver, Kanada, und Yves Le Conte, molekularer Verhaltensbiologe am Agrarwissenschaftlichen Institut in Avignon, Frankreich, beteiligt. Abgerundet wird das Forscherteam durch den Mathematiker James Watmough von der University of New Brunswick in Kanada. Dieser soll ein mathematisches Modell entwickeln, das Voraussagen über das Verhalten der Bienen erlaubt und langfristig vielleicht sogar auf andere soziale Systeme wie den Menschen übertragen werden kann. Damit könnten beispielsweise allgemeingültige Prognosen für Strategien bei Naturkatastrophen oder Epidemien gemacht werden.
Aber auch in der aktuellen Diskussion um das mysteriöse Bienensterben in den USA könnte das Forschungsprojekt wertvolle neue Erkenntnisse liefern. "Als wir das Projekt eingereicht haben, waren wir noch nicht mit dem Phänomen der verschwindenden Bienenvölker konfrontiert. Wenn man die Regulationsmechanismen, die das soziale Gefüge steuern und zusammenhalten, besser verstehen kann, können letztendlich vielleicht auch Rückschlüsse auf das Bienensterben geschlossen werden", hofft Rössler. Dieser Ansatzpunkt der Forschung sei in diesem Zusammenhang jedenfalls völlig neu, so der Wissenschaftler gegenüber pressetext.
Quelle: APA