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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Bedrohte Fischart: Thunfisch



Bushcamper
19.02.2007, 17:05
Die meisten kennen ihn nur aus der Dose: den Roten Thunfisch. In großen Schwärmen zieht er durch den Atlantik und schwimmt zum Laichen auch ins Mittelmeer. NDR Taucher Uli Baron hat Greenpeace-Aktivisten getroffen, die die Masthaltung von Jungfischen in Aquakulturanlagen an den Mittelmeerküsten unter Wasser gefilmt haben.

Begehrt und viel gegessen - Thunfisch
Ob als Sushi, aus der Dose oder auf der Pizza Tonno: Der begehrte Speisefisch ist von unseren Menükarten nicht mehr wegzudenken. Sein rotes, fettes Fleisch erzielt Rekordpreise vor allem auf den asiatischen Fischmärkten. Allein auf einem der größten Fischmärkte Asiens, in Tokio, erzielt das Kilo Thunfisch rund 500 Euro, wenn die Qualität stimmt. Bei einem Gewicht bis zu 300 Kilogramm pro Thunfisch lohnt sich der Fang. Riesige Industrieschiffe pflügen die Meere nach ihm um.

Bedenkliche Fangmethoden
Normalerweise werden Thunfische mit Langleinen oder Treibnetzen gefangen. Dabei geraten aber auch andere Tiere an den Haken. Kläglich verenden jedes Mal seltene Schwertfische, Delfine, Seevögel und Meeresschildkröten als so genannter Beifang. Bei einer anderen Fangmethode umzingeln Ringwaden-Netze ganze Schwärme dieser Tiere und werden an Bord gehievt. Auch bei dieser Methode ist der Beifang beachtlich, andere Fische wie die vom Aussterben bedrohten Haifische landen ebenfalls an Bord.

Fangfahrten für Aquakultur
Im Mittelmeer werden Jungfische aus ihrer natürlichen Umgebung auf hoher See herausgeholt, um sie an die Küsten zu transportieren, wo sie dann in Aquakultur gezüchtet werden. Das funktioniert folgendermaßen: Ringwadennetze umzingeln Schwärme von jungen Thunfischen. Die Tiere bleiben erst einmal am Leben. In großen Käfigen zieht ein Schlepper die Fische Richtung Küste. Umweltaktivisten von Greenpeace begleiten den Tross. Sie filmen die Reise der edlen Speisefische in großen schwimmenden Netzkäfigen. An den Küsten des Mittelmeeres warten fest verankerte, runde Netzkäfige auf den Fischnachwuchs. Taucher öffnen das Transportnetz, um die Thunfische in die Mastkäfige zu überführen.

Nachteile der Thunfisch-Aquakultur
In den runden Netzkäfigen schwimmen die Tiere im Kreis herum und werden gemästet. Um ein Kilo Thunfischfleisch zu gewinnen, müssen die Aquakulturfarmer ungefähr 20 Kilogramm Futter in die Käfige werfen. Das sind kleine Fische wie Sardinen, Heringe, Sprotten oder Makrelen, deren Bestände ebenfalls rückläufig sind. Die Ausscheidungen der Fische, Futterreste, Antibiotika und Impfstoffe verschmutzen das Wasser. Aquakultur gilt in Punkto Meeresschutz oft als Heilmittel, weil durch gezielte Nachzucht für den Verbraucher die Wildbestände in Ruhe gelassen werden. Das ist bei der Thunfisch-Aquakultur anders, denn bislang gelingt es nicht, diese Art aus Fischeiern nachzuzüchten. Deshalb fängt man junge Fische für den Besatz solcher Anlagen. Mit fatalen Folgen für das Ökosystem: Sie können nicht ablaichen und gehen dadurch dem ökologischen Kreislauf verloren.

Greenpeace fordert Meeresschutzgebiete
Weil die gefangenen Fische nicht ablaichen können wie beispielsweise vor der Baleareninsel Menorca, dezimiert sich der Bestand von Jahr zu Jahr. Die Meeresschützer von Greenpeace haben eine Lösung für das Problem. Sie wollen die bekannten Mittelmeer-Laichgebiete des Thunfisches unter Schutz stellen. "Reservas Marinas" - Meeresreservate fordern sie und stellen immer wieder die unbequeme Frage: Wo sind bloß all die Thunfische geblieben?