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Bushcamper
11.12.2006, 11:31
Mensch und Tier: Der Katze in der Kunst ist eine sehenswerte Ausstellung der Städtischen Galerie Karlsruhe gewidmet

KARLSRUHE. Was haben Lenin, Hans Albers und Anthony Quinn gemeinsam? Sie waren Katzenliebhaber, wie ihre Fotos in der Städtischen Galerie von Karlsruhe beweisen. Die Aufnahmen gehören zur ersten umfassenden Schau, die der Katze in der Kunst gewidmet ist. Aufgeboten sind 400 Exponate aus den letzten 400 Jahren. Im Mittelpunkt stehen Malerei und Grafik. Hinzu gesellen sich Skulpturen, Fotografien, Comics und komische Zeichnungen. Hinzu gesellen sich in Bronze gegossene Katzen: Die von Paul Zeller (1880–1915) putzt sich, die von Reinhold Kübart (1879–1928) hat die Ohren gespitzt und schaut wachsam um sich, und die von August Gaul (1869–1921) macht einen Buckel. Zum Ausklang präsentiert die Schau Fotografien mit Katzen und Menschen, komische Zeichnungen und Gemälde von Tomi Ungerer, Robert Gernhardt und Ernst Kahl sowie Comics, die etwa von Lyonel Feininger und Robert Crumb stammen.
Das imposanteste Gemälde hat Marguerite Gérard geschaffen. Es heißt „Das Frühstück der Katze“ (1814). Majestätisch thront eine riesige Angorakatze auf einem dick gepolsterten Hocker. Gnädig schleckt das Prachtexemplar die Milch von einem Teller, den ihm die in die Knie gegangene junge Dame darreicht. Dem neidisch dreinschauenden Hund bleibt da nur die Rolle des Statisten.

Von ansteckender Heiterkeit sind die Bilder, die Katzenmütter mit ihrem tollpatschigen Nachwuchs zeigen. Auf sie hatten sich Gottfried Mind (1768–1814), Julius Adam II. (1852–1913) und Henriette Ronner-Knip (1821–1909) spezialisiert. Mit größter Treffsicherheit stellen sie das vom Muttertier ruhig beobachtete wilde Treiben der lieben Kleinen dar.

Tiefe Einfühlung in das rätselhafte Wesen der Katzen verraten die Gemälde von Franz Marc und Théophile-Alexandre Steinlen. Der von Franz Marc gemalte weiße Kater (1912), der sich auf einem gelben Kissen zusammengerollt hat, scheint mit sich und der Welt völlig zufrieden zu sein. Dass diese eigenwilligen Kuscheltiere jedoch auch über einen unbändigen Killerinstinkt verfügen, zeigt uns Guiseppe Maria Crespis Gemälde (um 1700). Mit spitzen Fingern hält eine junge Frau einem schwarzen Kater eine toten Maus vor die Nase. Der kann nicht anders, als mit ausgefahrenen Krallen auf die vermeintliche Beute loszugehen. Zudem steht hinter der realistischen Darstellung ein poetisch-moralischer Gedanke: Der Kater ist Sinnbild des verliebten Mannes, der zum Spielball in den Händen seiner Geliebten wird.

Überhaupt wird die Katze in der Kunst gern als Symbol oder Attribut erotischer Anziehung und sexueller Freiheit eingesetzt. Ein attraktives Beispiel ist Max Pechsteins „Liegender Frauenakt“ (1911). Die bäuchlings auf der Bettdecke liegende junge Dame bietet einen einladend verführerischen Anblick, den auch die andächtig vor dem Bett sitzende Katze offenbar sehr zu schätzen weiß. Doch dem Katzenkenner ist klar, dass sie tatsächlich nichts anderes im Schilde führt, als uneingeladen ebenfalls auf dem Bett ein Nickerchen zu machen.

„Die Katze in der Kunst“: Bis 15. April 2007 in der Städtischen Galerie Karlsruhe, Lorenzstraße 27. Geöffnet Mittwoch bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Montag und Dienstag geschlossen. Am 24., 25. und 31. Dezember, geschlossen, am 1. Januar von 13 bis 18 Uhr geöffnet. Telefon 0721 1334401.

Quelle: echo-online.de