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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Steiggurt für Spinnen



Bushcamper
02.10.2006, 11:52
Davon träumen Bergsteiger: steile Wände hinaufklettern wie Spinnen. Zumindest eine Art Vogelspinnen macht es wie der Mensch. Sie seilt sich an – mit den Füßen.

Wenn sich die Vogelspinne Aphonopelma seemani in steiles Terrain begibt, vertraut sie nicht nur auf ihre Härchen an den Füßchen. Deutsche und amerikanische Forscher haben entdeckt, dass die Spinnenart auch an den Füßen Spinndrüsen besitzt. Die Seide benutzt sie als Hafthilfe. Glatte, senkrecht stehende Glasscheiben sind so kein Problem.

Diskussion über Evolution

Bisher gingen Forscher davon aus, dass bei Spinnen nur Drüsen am Hinterleib Seide produzieren. Mit dieser fangen die Tiere Beute, schützen sich vor Feinden oder umhüllen ihre Eier. Dass Spinnen die Seide auch an den Füßen als Aufstiegshilfe verwenden, ist neu und wirft Fragen zur Evolution der Tiere auf.

„Die Entdeckung war eine ziemliche Überraschung, die dazu führt, dass wir die Entwicklung der Spinnfäden komplett überdenken müssen“, sagt Stanislav Gorb vom Max-Planck-Institut. Sind die Drüsen an den Füßen eine Errungenschaft der Vogelspinnen oder hatten sie einmal alle Spinnenarten?

Früher alle Spinnen mit Steighilfe ausgestattet

Gorb geht davon aus, dass ursprünglich alle Spinnen für eine bessere Haftung Spinndrüsen an den Füßen besaßen. Im Laufe der Evolution seien diese überflüssig geworden. Die meisten Spinnenarten wurden immer kleiner. Bei ihnen reichen Abertausende kleine Härchen an den Füßen für einen sicheren Tritt. Die großen Vogelspinnen, so der Wissenschaftler, seien aber weiterhin auf die zusätzliche Kletterhilfe angewiesen.

Achtbeiner hinterlassen Fußspuren

Spinnen besitzen an den Füßen kleine Klauen und feine Härchen, mit denen sie Wände hochklettern können, ohne abzustürzen. Bei der Vogelspinne Aphonopelma seemani beobachteten die Forscher, dass diese ihre Fußhaare von der Wand entfernt halten, sobald sie ins Rutschen geraten. Trotzdem verhinderten sie den drohenden Absturz. Fußspuren aus Dutzenden von 0,1 bis 2,5 Millimeter langen Fasern zeigten, wie sich die Spinnen mithilfe der Spinndrüsen an den Füßen anseilten.

Die Sicherungshilfe geben die Achtbeiner als flüssige Tropfen ab. Wie ein Klebstoff härten diese aus. Elektromikroskopische Untersuchungen ergaben aber, dass es sich tatsächlich um Seide handelt.


Quelle: nature/Max-Planck-Institut für Metallforschung, Stuttgart