Bushcamper
21.09.2006, 21:34
Für die Tirol Werbung zählt der Abtrieb "zweifelsohne zum farbenprächtigsten, lebendigsten und traditionsreichsten Brauchtums-Spektakel Tirols".
19 Tage im September treibt der Tiroler Andi Kals seine geschmückten Rinder täglich vor den leuchtenden Augen der Bustouristen aus Deutschland von der Alm in den heimischen Stall. Rund 5.000 Gäste bestaunen seine 20 Tiere. Früher wurde beim Alm-Abtrieb die gesunde Heimkehr von den langen Monaten auf der unsicheren und gefährlichen Alm gefeiert. Für die Tirol Werbung zählt der Abtrieb mittlerweile "zweifelsohne zum farbenprächtigsten, lebendigsten und traditionsreichsten Brauchtums-Spektakel Tirols mit großer Anziehungskraft für unsere Gäste".
Für den Großteil der Touristen sei nicht erkennbar, dass sich die wöchentlich durchgeführten Alm-Abtriebe vom "ursprünglichen Gedanken" entfernt hätten und "mehr zu Touristenattraktionen und dadurch zum Wirtschaftsfaktor mutiert" seien. Die Gäste seien eher "ob der prächtig geschmückten Tiere einfach nur verzaubert" und würden "schöne Bilder aus dem Tirol-Urlaub mit nach Hause nehmen", hieß es aus der Tirol Werbung gegenüber der APA.
Für die Tourismusregion Wildschönau (Bezirk Kufstein) ist das Wochenende des Abtriebs "eines der stärksten im Herbst". Bis zu 6.000 Gäste und rund 4.000 Übernachtungen würden verzeichnet, meinte Tourismusverband-Geschäftsführer Thomas Lerch. Bei den bis vor zwei Jahren durchgeführten "inszenierten Alm-Abtrieben" seien über sechs Wochen verteilt bis zu 20.000 Gäste in die Region gekommen. "Man bewegt was, wenn man es professionell macht", erklärte er. Diese Veranstaltungen hätte man für jene Besucher organisiert, die beim originalen Abtrieb "nicht dabei sein konnten".
Nun werden diese zum Beispiel von der Familie Kals, Besitzer des Berggasthauses Oberweißbach in Waidring (Bezirk Kitzbühel), durchgeführt. Ein Veranstalter organisiert die Busreisen aus Deutschland. Die Gäste kommen für bis zu fünf Nächtigungen in die Bezirke Kufstein und Kitzbühel. Bei der Familie Kals bekommen sie Kaffee und Kuchen. "Der Aufwand rentiert sich trotzdem. Diese Tage sind Stoßgeschäft für uns", fasste Andi Kals zusammen.
Christian Moser von der Landwirtschaftskammer Tirol ist sich sicher, dass "99,9 Prozent der Tiere, die bei einem Abtrieb mitgehen, auch tatsächlich von den Almen kommen". "Trotzdem sind die Leute verdutzt, wenn sie erfahren, dass man nicht vom Bauernhof um die Ecke kommt", sagte er. Die "inszenierten Alm-Abtriebe", wie in der Wildschönau, wo man "von Anfang September bis Ende Oktober jedes Wochenende mit Tieren gegangen ist", seien "sehr riskant". Die Rinder seien diesen Marsch nicht gewohnt. Sie würden teilweise bis zu acht Stunden gehen. Da könne es schon passieren, dass eine Kuh auf die Leute losgehe. Für ihn sei das "unverantwortlich" und "nicht okay, wenn sie es jedes Wochenende machen".
In Tirol gibt es laut Moser 2.600 Almen. "Ungefähr 180.000 Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen werden jährlich auf 205.000 Hektar, also rund 2.000 Quadratkilometer, Futterfläche gealpt", meinte er. Alm-Abtriebe seien regional unterschiedlich und würden meistens im Tiroler Unterland stattfinden. "Die Leute waren immer relativ lange von zu Hause weg. Das Leben auf der Alm ist nicht so locker und sicher. Die gesunde Heimkehr mit den Tieren wurde beim Alm-Abtrieb gefeiert. Das ist heute nicht mehr so", meinte er.
20.09.2006 10:56
19 Tage im September treibt der Tiroler Andi Kals seine geschmückten Rinder täglich vor den leuchtenden Augen der Bustouristen aus Deutschland von der Alm in den heimischen Stall. Rund 5.000 Gäste bestaunen seine 20 Tiere. Früher wurde beim Alm-Abtrieb die gesunde Heimkehr von den langen Monaten auf der unsicheren und gefährlichen Alm gefeiert. Für die Tirol Werbung zählt der Abtrieb mittlerweile "zweifelsohne zum farbenprächtigsten, lebendigsten und traditionsreichsten Brauchtums-Spektakel Tirols mit großer Anziehungskraft für unsere Gäste".
Für den Großteil der Touristen sei nicht erkennbar, dass sich die wöchentlich durchgeführten Alm-Abtriebe vom "ursprünglichen Gedanken" entfernt hätten und "mehr zu Touristenattraktionen und dadurch zum Wirtschaftsfaktor mutiert" seien. Die Gäste seien eher "ob der prächtig geschmückten Tiere einfach nur verzaubert" und würden "schöne Bilder aus dem Tirol-Urlaub mit nach Hause nehmen", hieß es aus der Tirol Werbung gegenüber der APA.
Für die Tourismusregion Wildschönau (Bezirk Kufstein) ist das Wochenende des Abtriebs "eines der stärksten im Herbst". Bis zu 6.000 Gäste und rund 4.000 Übernachtungen würden verzeichnet, meinte Tourismusverband-Geschäftsführer Thomas Lerch. Bei den bis vor zwei Jahren durchgeführten "inszenierten Alm-Abtrieben" seien über sechs Wochen verteilt bis zu 20.000 Gäste in die Region gekommen. "Man bewegt was, wenn man es professionell macht", erklärte er. Diese Veranstaltungen hätte man für jene Besucher organisiert, die beim originalen Abtrieb "nicht dabei sein konnten".
Nun werden diese zum Beispiel von der Familie Kals, Besitzer des Berggasthauses Oberweißbach in Waidring (Bezirk Kitzbühel), durchgeführt. Ein Veranstalter organisiert die Busreisen aus Deutschland. Die Gäste kommen für bis zu fünf Nächtigungen in die Bezirke Kufstein und Kitzbühel. Bei der Familie Kals bekommen sie Kaffee und Kuchen. "Der Aufwand rentiert sich trotzdem. Diese Tage sind Stoßgeschäft für uns", fasste Andi Kals zusammen.
Christian Moser von der Landwirtschaftskammer Tirol ist sich sicher, dass "99,9 Prozent der Tiere, die bei einem Abtrieb mitgehen, auch tatsächlich von den Almen kommen". "Trotzdem sind die Leute verdutzt, wenn sie erfahren, dass man nicht vom Bauernhof um die Ecke kommt", sagte er. Die "inszenierten Alm-Abtriebe", wie in der Wildschönau, wo man "von Anfang September bis Ende Oktober jedes Wochenende mit Tieren gegangen ist", seien "sehr riskant". Die Rinder seien diesen Marsch nicht gewohnt. Sie würden teilweise bis zu acht Stunden gehen. Da könne es schon passieren, dass eine Kuh auf die Leute losgehe. Für ihn sei das "unverantwortlich" und "nicht okay, wenn sie es jedes Wochenende machen".
In Tirol gibt es laut Moser 2.600 Almen. "Ungefähr 180.000 Rinder, Pferde, Schafe und Ziegen werden jährlich auf 205.000 Hektar, also rund 2.000 Quadratkilometer, Futterfläche gealpt", meinte er. Alm-Abtriebe seien regional unterschiedlich und würden meistens im Tiroler Unterland stattfinden. "Die Leute waren immer relativ lange von zu Hause weg. Das Leben auf der Alm ist nicht so locker und sicher. Die gesunde Heimkehr mit den Tieren wurde beim Alm-Abtrieb gefeiert. Das ist heute nicht mehr so", meinte er.
20.09.2006 10:56