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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rückkehr der Wildtiere - Interview mit Hartmut Vogtmann, Präsident des Bundesamtes für Naturschutz,



Bushcamper
25.07.2006, 14:10
“Ohne Akzeptanz in der Bevölkerung haben große Wildtiere keine Chance”

Prof. Hartmut Vogtmann, Präsident des Bundesamts für Naturschutz, ist der oberste Artenschützer der Republik. Torsten Schäfer sprach mit ihm über die Rückkehr von Bär, Wolf und Elch nach Deutschland und die künftigen Herausforderungen im Wildtiermanagement.

Wochenlang hat Bär Bruno Deutschland beschäftigt, nun kam das traurige Ende. Werden weitere Bären folgen, sodass der Braunbär in Deutschland wieder heimisch wird?

Es gab ja bereits vor der Ankunft des Bären einzelne Braunbärbeobachtungen in Österreich, auch kurz hinter der deutschen Grenze. Das Bundesamt für Unter Naturschutz versteht man alle Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung von wildlebenden Arten (Pflanzen und Tiere), ihrer Lebensgemeinschaften und natürlicher Lebensgrundlagen sowie zur Sicherung von Landschaften unter natürlichen Bedingungen.Naturschutz ist der Auffassung, dass störungsarme Rückzugsräume in den deutschen Höchstes Gebirge in Europa, mit einer Fläche von 220.000 Quadratkilometer. Die A. sind als Wasserspeicher, Klimaregulator, ökologische Nische und als Erholungsgebiet eines der ökologisch wichtigsten Gebiete in Europa.Alpen nur begrenzt vorhanden sind. Deswegen ist es ungewiss, ob sich der Braunbär hier wirklich etablieren kann. Das müsste durch die Entwicklung eines Bärenmanagements in den Alpen untersucht werden.

Neben dem Bär kehren andere große Wildtiere nach Deutschland zurück. Man hört z.B. von ersten Elchen.

Es gibt immer wieder Beobachtungen aus Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Wir halten eine dauerhafte Etablierung durchaus für realistisch, weil diese Regionen ausreichend groß und gewässerreich sind und große verkehrsarme Räume haben, die der Elch braucht.

Wo gibt es überhaupt noch genug Platz für größere Wildtiere in Deutschland?

Lebensraum für größere Wildtiere gibt es eigentlich nur in Ostdeutschland und vielleicht noch in Bayern, weil es hier noch große unzerschnittene Gebiete gibt.

Wolf, Luchs, Elch, Biber, Fischotter, und nun der Bär – alle diese Arten tauchen langsam wieder auf. Was sind Gründe für diese Entwicklung?

Wir müssen den Menschen ein Kompliment machen: Die Umweltbedingungen sind besser geworden. Artenschutzprojekte, die Verbesserung der Wasserqualität und die Regulierung der Jagd haben dazu beigetragen, dass sich größere Wildtiere wieder ansiedeln. Biber, Wildkatze und Fischotter waren ja nie ganz ausgestorben, wohl aber bis auf kleine Restbestände zurückgegangen. Jetzt breiten sie sich wieder aus. Der Fischotter hat in einzelnen Regionen zugenommen, wodurch zu starke Bestände von Bisamratte und Schermaus eingedämmt werden. Beim Luchs gibt es positive Entwicklungen. Und wir haben einen kleinen Wolfsbestand in Sachsen.

Wie viele Wölfe leben zurzeit in Deutschland?

Zurzeit kann man von sechzehn Tieren ausgehen. Die Anzeichen für eine Vermehrung sind positiv. Auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern wurden immer wieder vereinzelt Wölfe beobachtet. Die genaue Zahl ist nicht bekannt, da sich Wölfe schwer beobachten und zählen lassen.

Die Ankunft von Bär und Wolf hat die Gemüter erhitzt. Sind wir auf die Rückkehr solch großer Wildtiere ausreichend vorbereitet ?

Bei Wolf und Bär sind durchaus noch Ängste in der Gesellschaft vorhanden. Beim Luchs dürfte das nur selten der Fall sein. Andere Arten sind in dieser Hinsicht unproblematisch. Es wird aber viel getan, um die Deutschen auf die Rückkehr vorzubereiten: Bayern hat Biberbeauftragte. Nationalparke informieren gezielt über den Luchs. Sachsen hat ein Wolfsbüro eingerichtet. Und das Abkürzung für Bundesamt für Naturschutz, siehe StichwortBfN entwickelt ein Konzept für das Wolfsmanagement in Deutschland. Diese Schritte sind nötig, um Konflikte zwischen Mensch und Tier zu begrenzen. Wir müssen jetzt Konzepte für die Rückkehr der Großsäuger entwickeln. Dazu gehört, die Bevölkerung darauf vorzubereiten. Nur wenn die Akzeptanz da ist, haben Arten wie Luchs und Wolf auf Dauer eine Zukunft in Deutschland.

Gibt es bereits Konzepte für die Rückkehr größerer Raubtiere?

Wir können eine Menge aus der Schweiz lernen, wo Schäden durch den Luchs ersetzt werden. Hier gibt es auch vorbeugende Managementpläne in Luchsgebieten, die gezielt auf die Sorgen in der Bevölkerung ausgerichtet sind. Und die Schweiz hat ein spezielles Ausbildungsprogramm für Hütehunde entwickelt, die Schafe vor Wolfsattacken schützen sollen. Auch von Schweden und Rumänien können wir im Wildtiermanagement einiges lernen.

Welche Strategie braucht Deutschland?

Ohne die Vernetzung der Lebensräume haben Großsäuger auf Dauer keine Chance. Unsere Wolfspopulation in Sachsen wird sich nicht halten, wenn sie von anderen Wolfsvorkommen abgeschnitten ist. Deshalb arbeiten wir mit Polen an einem Wolfsmanagement. Wir planen sichere Korridore, die einen Austausch zwischen deutschen und polnischen Wölfen möglich machen. Auch in Polen müssen Korridore entstehen. Wie in Deutschland werden hier die Wanderwege größerer Wildtiere immer stärker von Straßen und Autobahnen zerschnitten.

Das Hauptproblem ist also die Zerschneidung der Lebensräume. Was kann man dagegen tun?

Wo Straßen gebaut werden oder schon bestehen, müssen wir mit geeigneten Querungshilfen arbeiten, z.B. Grünbrücken für Wildtiere. Im Saarland und in Nordrhein-Westfalen gibt es an Autobahnen Stellen, wo solche Brücken dringend gebraucht werden. Es geht neben den Wandermöglichkeiten ja auch darum, die vielen Tierunfälle, durch die ja häufig auch Menschen zu Schaden kommen, zu vermeiden. Länder wie Sachsen, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Bayern leisten hier bereits eine gute Arbeit. Wieder ist die Schweiz ein Vorbild. Hier gibt es zahlreiche Grünbrücken.

Sollte man die Rückkehr der Wildtiere begleiten, indem man sie aktiv ansiedelt?

Das Bundesamt für Unter Naturschutz versteht man alle Maßnahmen zum Erhalt und zur Förderung von wildlebenden Arten (Pflanzen und Tiere), ihrer Lebensgemeinschaften und natürlicher Lebensgrundlagen sowie zur Sicherung von Landschaften unter natürlichen Bedingungen.Naturschutz ist nicht für eine aktive Wiederansiedlung. Projekte wie beim Luchs im Harz sollten die Ausnahme bleiben. Was nützt die Wiederansiedlung, wenn der Lebensraum nicht stimmt? Wir sind dafür, Lebensräume wieder so zu gestalten, dass Tiere wie Wolf und Luchs auf natürliche Weise zurückkehren. Vor allem ihre Raumansprüche müssen erfüllt werden.

Quelle: umweltjournal.de

Bernd
01.08.2006, 20:32
Sehr interessanter Artikel, wenn auc er sich auf unsere deutscen Freunde bezieht.

Gibts bei uns in Österreich eine kleine fixe Luchs- bzw. Wolfspopulation?