PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Marine Biodiversität: Weit größer als bisher angenommen



Bushcamper
18.05.2006, 14:12
Jährlich werden mehr als 1.600 neue Meereslebewesen neu entdeckt. Davon sind mehr als die Hälfte Krustentiere und Mollusken. Zu diesem Schluss sind Experten bei einem Treffen der Marine Biodiversity and Ecosystem Functioning MarBEF http://www.marbef.org in Lecce gekommen. Die Zahl der Spezies in den Weltmeeren beträgt mindestens 230.000. Doch die Flora und Fauna der Meere ist weiterhin stark unter Druck. Experten haben immer wieder daraufhin gewiesen, dass eine gesunde Biodiversität der Ozeane essenziell für das Leben auf der Erde ist.

"Es werden jährlich fünfmal so viele Fische beschrieben wie es weltweit Nematoden gibt", meint Philippe Bouchet, Biologe und Taxonomie-Experte vom Französischen National Museum of Natural History. Das sei unerwartet, denn Nematoden, so genannte Fadenwürmer, zählen zu den artenreichsten Stämmen des Tierreichs.

Die Meeresforscher Vadim Panov und Tamara Shiganova haben bei der Konferenz vor den Gefahren von Bioinvasoren in den Küstenzonen im europäischen Teil Russlands gewarnt. Insbesondere die Verbindung der südlichen mit den nördlichen Ozeanen durch Wasserwege öffne artfremden Lebewesen Tür und Tor. Die Forscher sprechen sogar von einem "Northern Invasion Corridor". Wie schlimm sich solche Bioinvasoren auswirken können, machen die Forscher am Beispiel der Rippenquallen-Spezies Mnemiopsis leidyi deutlich. Diese Tiere gelangten wahrscheinlich über Ballastwassertanks von Schiffen ins Schwarze Meer und konnten sich mangels Fressfeinden massiv dort ausbreiten. Die Quallen vertilgten nicht nur zahlreiche Fischeier und -larven, sondern verdrängte auch erfolgreich innerhalb von nur zehn Jahren alle Nahrungskonkurrenten um die Planktonbestände, so dass insbesondere die Sardellen-Fischerei vollkommen zusammenbrach.

Erläutert wurde bei dem Expertentreffen auch die Zukunft eines Biodiversitäts-Netzwerkes für Meereslebewesen. Erst Anfang Mai berichteten MarBEF-Biologen von einer sehr seltenen Begegnung eines Java-Hais vor der Küste Kalabriens. Das lege die Wahrscheinlichkeit nahe, dass das Mittelmeer doch relativ gesund und sauber sei, denn sonst würde ein bis zu drei Meter langer Raubfisch kaum hier auftauchen, meinte Alessandro De Maddalena, Präsident der italienischen Ichtyologen Gesellschaft. Umgekehrt meinen die Experten sei es bedenklich, dass ein Raubfisch, der sonst nur in tropischen Gewässern lebe, nun im Mittelmeer leben kann. Das deute daraufhin, dass die globale Erwärmung auch das Mittelmeer erfasst habe. "In den vergangenen Jahren sind immer mehr solcher Tierarten aus dem Atlantik und aus dem Roten Meer hier aufgetaucht", meinte der Experte abschließend.

Die MarBEF, die von der EU gegründet wurde, besteht aus 83 europäischen Meeresinstituten aus 24 Ländern und versteht sich als Plattform eines wissenschaftlichen Austausches zum Thema "marine Biodiversität". (Ende)

Quelle: APA